Ringvorlesung Philosophie und Gesellschaft
Auch wenn es oft das Selbstbild der Philosophie ist, dass diese unabhängig von den gesellschaftlichen Verhältnissen existiere, so zeigt eine nähere Betrachtung der Geschichte der Philosophie, wie stark diese jeweils von Gesellschaft geprägt ist. In dieser Ringvorlesung wollen wir dem Verhältnis von Philosophie, Gesellschaft und Gesellschaftskritik nachgehen. Philosophie muss wesentlich Reflexion der Gesellschaft auf sich selbst sein. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, darf sich die Untersuchung nicht damit bescheiden, den Einfluss von Philosophie auf Gesellschaft in den Blick zu nehmen, sondern muss gleichermaßen den Einfluss von Gesellschaft auf Philosophie bestimmen.
Kritische Philosophie kommt also nicht umhin, eine fundamentale Kritik der Gesellschaft zu formulieren. So verstanden erschöpft sich Philosophie jedoch nicht einfach in der Bloßlegung des schicksalhaften Zusammenhangs von Gesellschaft und Denken. Vielmehr hat ein solches Denken seinen Fluchtpunkt im schmerzlich Abwesenden, in dem, was noch nicht ist. Die ehrliche Kritik des Bestehenden rechtfertigt sich durch dessen Überwindung.
Nach einer allgemeinen Einfu?hrung in die Grundlagen der Gesellschaftskritik soll sich die Ringvorlesung den widerständigen Elementen zuwenden, die im akademischen Betrieb unter dem Titel Philosophie firmieren. Durch die Beschäftigung mit Psychoanalyse, Kunst, Geschlechter- und Körperverhältnissen im Kontext einer kapitalistischen Gesellschaft herstellen, wo Philosophie Ideologie und wo sie kritisch ist.