Kampf um die Erinnerung in Jasenovac
Dr.in Ljiljana Radonić: “Kampf um die Erinnerung in Jasenovac”*
Während in anderen Ländern Ende der 1980er Jahre die individuellen Opfer der Konzentrationslager und ihre Geschichten in den Vordergrund rückten, brach in Jugoslawien ein ‘Krieg um die Erinnerung’, vor allem um die Jasenovac-Opfer, aus. Während serbische NationalistInnen von bis zu einer Million Opfern sprachen, reduzierte der spätere kroatische Präsident Tuđman die Opferzahl auf 30.000-40.000 und wollte in den 1990ern die Knochen von Bleiburg-Opfern nach Jasenovac umbetten, um eine ‘nationale Gedenkstätte’ zu schaffen. In der 2006 eröffneten Jasenovac-Ausstellung werden diese Manipulationen angesprochen und der Fokus liegt nun auf den individuellen Opfern. Doch werden vor allem ‘die Roma’ stereotyp dargestellt und die TäterInnen kommen zu kurz.
Ljiljana Radonić lehrt als Gastprofessorin an der Universität Gießen zu kritischer Gesellschaftstheorie. Im Rahmen ihres Habilitationsprojekts forscht sie zum Zweiten Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen. 2010 erschien ihr Buch „Krieg um die Erinnerung – Kroatische Vergangenheitspolitik zwischen Revisionismus und europäischen Standards“ im Campus Verlag.
Die Vortragsreihe ist Teil des Projektes /”Das amen godji” – Wir erinnern uns. Exkursion und Gedenkfahrt in das ehemalige Konzentrationslager Jasenovac/, welches von Romano Centro in Kooperation mit der Grünen Bildungswerkstatt Minderheiten durchgeführt und von der Österreichischen HochschülerInnenschaft, dem Zukunftsfonds, der MA 7 und dem KomenskyFonds unterstützt wird. Informationen zur Gedenkfahrt bei ferdinand.koller@romano-centro.org.