Gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt gegen Frauen*- 'Pick-up Artists' blockieren
Zum 6. Februar hatte Daryush Valizadeh, welcher sich selbst als ‘Roosh V’ bezeichnet, in 43 Ländern in 106 unterschiedlichen Städten zu Vernetzungstreffen für “gleichgesinnte” heterosexuelle Männer aufgerufen. Seine Gefolgschaft und er sind dafür bekannt, sich Strategien zurecht zu legen, um Frauen* zum Sex zu bewegen - zum Beispiel mit gezieltem Einsatz von Alkohol und/oder psychischer wie körperlicher Gewalt. Obwohl Valizadeh die offiziellen Treffen jetzt abgesagt hat, besteht die Möglichkeit, dass diese gefährlichen Männer sich dennoch treffen und anschließend auf die Strasse und in Clubs gehen wollen, um ihre Ziele zu erreichen.
Auch in Österreich, nämlich in Graz und Wien, waren Treffen dieser potenziell gefährlichen Männer angekündigt worden. Treffpunkt in Wien war um 20.00 bei den Treppen vor dem MUMOK im Museumsquartier. Mit Hilfe der Frage ‚Where is the next pet shop?’ und der Antwort ‚Yes, it’s right here’ hätten sich die Männer untereinander erkennen sollen, um dann um 20.20 gemeinsam zu einem nicht bekannten Veranstaltungsort weiter zu gehen, wo ‚Männer Männer sein können’.
Obwohl Valizadeh die Veranstaltung offiziell abgesagt hat werden wir uns angesichts der andauernden Gewalt der Frauen* tagtäglich ausgesetzt sind, am Samstag um 19:30 vor dem Museums Quartier versammeln und ein Zeichen gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt setzen, sowie Valizadehs-Anhängern, die trotz der offiziellen Absage der Treffen auftauchen, keinen Meter breit lassen.
Frauen*feindlichkeit, Rassismus und Homophobie
Daryush Valizadeh spricht sich für die Legalisierung von Vergewaltigungen auf privatem Grund aus und erklärt Konsens und Zustimmung von Frauen zu sexuellen Handlungen für nichtig beziehungsweise unnötig. Seine ‘Reiseführer’, in denen es von rassistischen stereotypen Beschreibungen der Frauen* der jeweiligen Länder nur so wimmelt, zeigen anschaulich wie Sexismus und Rassismus sich ineinander verschränken. Er vertritt traditionelle Geschlechterrollenbilder und ist gegen eine selbstbestimmte Sexualität von Frauen*. Valizadeh ist außerdem der Ansicht, dass Frauen* und Männer* von ‚Natur’ aus verschieden seien, sowohl körperlich als auch psychisch und dass sich der Wert von Frauen* auf ihr Äußeres und ihre Gebärfähigkeit reduziert. Ein kurzer Blick auf seinen Blog ‚Return of the Kings’ genügt, um festzustellen, dass er nicht nur unglaublich sexistisch ist, sondern auch homophob, transphob, rassistisch, islamophob und antisemitisch. Er vertritt diverse Verschwörungstheorien, unter anderem Theorien, denen zu Folge der Feminismus Männlichkeit auslöschen wolle. Darüber hinaus konstruiert er ein angebliches Untergangsszenario der USA aufgrund von ‚Massenmigration’.
Neomaskulinisten, ‚Männerrechtler’ und ‚Pick-Up Artists’
Männer wie Valizadeh sind kein Einzelfall. In der sogenannten ‘Pick-Up Community’ gibt es zahlreiche Männer, die ihm nicht nur folgen, sondern auch dessen höchst problematische Einstellungen und Ansichten weiter verbreiten. In Schulen, an Unis und im Alltag sind Begriffe aus der Pick-Up-Szene wie ‘Friendzone’, ‘Alpha’- und ‘Betamann’ usw. längst angekommen. Dass Frauen*, so emanzipiert sie auch sein mögen, in Wirklichkeit heimlich auf dominante ‘Arschlöcher’ stehen und nicht auf den ‘Softie’, ist zum Grundtenor geworden. Dies bedeutet natürlich auch, dass ein ‘Nein’ nicht mehr zählt und nur als ein ‘Kokettieren’ und ‘sich Zieren’ wahrgenommen wird, das es zu brechen gilt. Bei Valizadehs Gefolgschaft handelt es sich nicht um eine vom Mainstream isolierte, kleine Gruppe von Männern die auf Frauen* ‘Jagd’ macht, sondern um eine wachsende globale Bewegung mit großem Missionierungseifer und Anschlussfähigkeit in vielen sozialen Milieus.
Gegen Gewalt, immer und überall!
Gewalt findet in allen gesellschaftlichen Sphären statt. Wir alle sind potentiell betroffen und wir alle sind dafür verantwortlich, Gewalt offen zu legen, einzuschreiten, wenn wir problematische Situationen mitbekommen - beim Diskobesuch, auf der Straße, in den Öffis, im Bekannten- und Freund*innenkreis, in Familien, am Arbeits- und Ausbildungsplatz, in der Schule, an der Uni, im Sport- und Musikverein, auf Partys, im Park, unter Fremden und unter Langzeitpartner*innen.
Es ist wichtig (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen* im privaten Raum genauso zu thematisieren, wie Gewalt in öffentlichen und halböffentlichen Räumen (wie Clubs, Bars, Cafés, Bibliotheken, Vereinen…) und Gewalt am Ausbildungsort und Arbeitsplatz. Gleichzeitig geht es nicht nur um Sexismus, sondern auch um Rassismus, Klassismus, Homophobie und Transphobie. Sexismus tritt nicht isoliert auf. Wenn der ungesicherte Aufenthaltsstatus von Frauen* dazu genutzt wird, sie unter Druck zu setzen, wenn schwule Männer* oder heterosexuelle Männer, die Frauen* als Menschen und nicht als Objekte behandeln, als unmännlich gewertet werden und dies zur Abgrenzung von diesen Männern+ verwendet wird, dann werden die Verschränkungen zwischen den unterschiedlichen Diskriminierungsformen sichtbar. Das Sprechen über Gewalt gegen Frauen* macht nur dann Sinn, wenn der Kampf gegen Gewalt gegen Frauen* nicht nur einer gegen Sexismus, sondern auch gegen Rassismus, Homophobie, Transphobie und andere Unterdrückungsverhältnisse ist.
Deswegen gehen wir am 6. Februar auf der Straße. Treffpunkt ist 19.30 beim Omofuma Denkmal, Ecke Museumsquartier. Bildet Banden, wehrt euch! Zeigt Männern wie Daryush Valizadeh und seiner Gefolgschaft, dass ihre frauen*- und menschenverachtenden Ansichten hier nichts zu suchen haben und dass derartige gefährliche Vorstellungen von Männlichkeit nicht auf Zuspruch stoßen - nicht in Wien und auch sonst nirgendwo.