Willkommen bei der Erdbeerernte! Ihr Mindestlohn beträgt ...
Bittere Erdbeeren, saurer Wein: Dass die Entgelt- und Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft zu wünschen übrig lassen, ist mittlerweile ein Allgemeinplatz. Aber wie kommt man überhaupt zu Arbeits- und Sozialrechten, wenn man weit entfernt von den Metropolen auf Feldern, in Weingärten und Glashäusern arbeitet?
Für Gewerkschaften ist der landwirtschaftliche Sektor jedenfalls eine Herausforderung: dezentrale Arbeitsorte, saison- und wetterbedingte Arbeitszeiten, Arbeitsverhältnisse ohne langfristige Perspektiven und eine hohe Fluktuation an Arbeitskräften. Zudem sind nicht nur in Österreich viele der in der Landwirtschaft Beschäftigten Migrant_innen oder Pendler_innen, mit oder ohne Papiere: Saisonal befristete Verträge und unsichere Aufenthalts- oder ökonomische Notsituationen sorgen für eine relative Entrechtung am Arbeitsplatz. Und dann sind da noch alltagspraktische Dinge wie unterschiedliche Sprachen…
Mit der Sezonieri-Kampagne arbeiten wir an einer nachhaltigen Verbesserung der Bedingungen in der landwirtschaftlichen Lohnarbeit in Österreich. In einer zweitägigen Veranstaltung geht es nun um die (Selbst-)Organisierung von Arbeiter_innen in der Landwirtschaft im internationalen Vergleich. Gewerkschaftskolleg_innen und basisgewerkschaftliche Aktivist_innen aus Italien, der Schweiz, Irland und Deutschland kommen nach Wien, um mit uns erfolgreiche Ansätze gewerkschaftlicher Arbeit in einem schwer zugänglichen Sektor zu diskutieren. Ausgehend von den internationalen Erfahrungen erarbeiten wir in den Workshops Strategien, die auch für die lokale Arbeit in der Kampagne und am Feld anwendbar sind.
FREITAG, 20. Mai 2016, 18-20h: Podiumsdiskussion mit Irene Peano (Campagne in Lotta), Philippe Sauvin (l’autre syndicat), Vladimir Bogoeski (Beratungsstelle Faire Mobilität) und Gerry McCormack (SIPTU - Services Industrial Professional and Technical Union). ORT: Bildungszentrum der AK Wien.
SAMSTAG, 21. Mai 2016, 9:30 - 17:30 Uhr: Workshops mit
- Irene Peano, Walter Iannuzzi und Lamin Camara, Campagne in Lotta (Italien),
- Philippe Sauvin, l‘autre syndicat (Schweiz),
- Vladimir Bogoeski, Beratungsstelle Faire Mobilität (Deutschland),
- Gerry McCormack, SIPTU (Irland)
ORT: ÖGB Catamaran, Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien.
Ablauf und Programm
- 9.30 Frühstück und Einführung
- 10.30 - 12.30 Workshops mit Vladimir Bogoeski (Beratungsstelle Faire Mobilität, Deutschland) und Philippe Sauvin (l’autre syndicat, Schweiz)
- 12.30 - 14.00 Mittagessen
- 14.00 - 16.00 Workshops mit Gerry McCormack (SIPTU, Irland) und Irene Peano/ Lamin Camara/ Walter Iannuzzi (Campagne in Lotta, Italien)
- 16.00 - 16.30 Kaffeepause
- 16.30 - 17.30 Abschlussdiskussion
Workshop 1: Vladimir Bogoeski, Beratungsstellen Faire Mobilität (Deutschland)
Das Projekt Faire Mobilität wird seit 2011 vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gemeinsam mit Projektpartnern wie dem Europäischen Verein für Wanderarbeiterfragen durchgeführt. Seine Haupttätigkeit liegt im Bereich der gewerkschaftlichen Beratung und Unterstützung von Migrant_innen aus mittel- und osteuropäischen Ländern. Diese wird bundesweit im Rahmen von sechs Anlaufstellen angeboten. Begleitend gibt es in den verschiedenen Regionen auf spezifische Branchen zugeschnittene Projekte, darunter auch eines in der Landwirtschaft in Brandenburg. (http://www.faire-mobilitaet.de)
Workshop 2: Philippe Sauvin, l’autre syndicat (Schweiz)
L’autre syndicat ist eine seit 2003 bestehende Basisgewerkschaft in der Westschweiz, die Beschäftigte in unterschiedlichen Branchen organisiert. Einer ihrer Schwerpunkte liegt dabei im Bereich der Landwirtschaft, deren Belegschaft auch in der Schweiz stark migrantisch geprägt ist. Als Mitglied der Kleinbäuer_innen-Vereinigung La Via Campesina verfolgt l’autre syndicat einen integralen Ansatz, der neben klassischen gewerkschaftlichen auch agrarpolitische Themen wie etwa Fragen der Nachhaltigkeit und der Ernährungssouveränität umfasst. (http://www.lautresyndicat.ch, http://www.agrisodu.ch)
Workshop 3: Irene Peano, Walter Iannuzzi und Lamin Camara, Campagne in Lotta (Italien)
Das Netzwerk Campagne in Lotta entstand 2011 mit der Absicht, Tagelöhner_innen - vorwiegend Migrant_innen -, die in den verschiedenen Bereichen der industriellen Landwirtschaft in Italien tätig sind, mit Aktivist_innen und Kollektiven, Wissensarbeiter_innen, ehrenamtlichen Unterstützer_innen, kleinen Produzent_innen sowie in den Erntegebieten aktiven Vereinen in Verbindung zu bringen. Anliegen ist, Selbstbestimmung und Selbstorganisierung zu unterstützen, um gemeinsam (Arbeits-)Kämpfe voranzutreiben. (http://www.campagneinlotta.org)
Workshop 4: Gerry McCormack, SIPTU - Services Industrial Professional and Technical Union (Irland)
SIPTU ist die größte Gewerkschaft Irlands und Nordirlands und vertritt 170.000 Arbeiter_innen in allen Wirtschaftsbranchen. Die Mushroom Workers (Arbeiter_innen in der Pilzproduktion) sind im Produktionssektor der Gewerkschaft organisiert, der unter anderem die Bereiche Nahrungsmittel und Landwirtschaft umfasst. 2009 startete SIPTU mit einer Kampagne zur Organisierung migrantischer Arbeiter_innen in der Pilzproduktion und zur Verbesserung ihrer Löhne und Arbeitsbedingungen. In der Pilzproduktion arbeiten zu 95% Migrant_innen und zu 95% Frauen, beinahe keine davon verfügt über Englischkenntnisse. Aktuell hat die Gewerkschaft in dem Bereich etwa 600 Mitglieder und bereitet Verhandlungen für einen branchenspezifischen Kollektivvertrag vor. (http://www.siptumanufacturing.ie)
Eine Veranstaltung im Rahmen der Sezonieri-Kampagne. Die Sezonieri-Kampagne ist eine gemeinsame Initiative von PRO-GE - die Produktionsgewerkschaft; Nyéléni - Forum für Ernährungssouveränität; UNDOK - Verband zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender; MEN-VIA - Unterstützung für männliche Betroffene von Menschenhandel; LEFÖ - Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen; unabhängigen Aktivist_innen.
- http://www.sezonieri.at
- http://www.facebook.com/sezonieri
- http://www.facebook.com/events/1787094338180603
Konzept und Organisation der Veranstaltung: Lisa Bolyos, Karl-Friedrich Brennig, Cordula Fötsch, Markus Griesser, Traudi Kotek, Daniela Koweindl, Sónia Melo, Janina Zeleny.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Am Workshoptag (Samstag) wird Kinderbetreuung angeboten: Bitte Bedarf bei der Anmeldung bekannt geben! Wir ersuchen aus (auch Buffet-)organisatorischen Gründen um Anmeldung unter sezonieri@gmx.at bis 15. Mai.