organisiert von: kritischen Menschen
Location: Lewi brennt, Althanstraße 12, 1090 Wien (nahe Franz-Josef-Bahnhof; https://lewibrennt.nawi.at/)

Kurzbeschreibung: Die Universität von Vincennes, gegründet 1968, hat neben der Sorbonne französische Geistesgeschichte geschrieben - mit Größen wie Foucault, Deleuze, Lacan oder Marcuse. Sie war nicht nur Hochburg der 68er-Studentenbewegung, sondern auch eine ganz neue Art von Hochschule mit neuen Fächern und neuen Formen des Unterrichts, nach dem Motto: “Bildung für alle”. (mehr siehe unten)

Wir sind eine im Entstehen begriffene Gruppe, die sich kritisch mit Bildungstheorien und -Alternativen, sowie mit der Institution Universität auseinandersetzen möchte, gleichzeitig aber auch Raum für Praxis schaffen möchte.

Bei diesem Zusammenkommen möchten wir gemeinsam den genannten Film schauen, darüber diskutieren und mit allen die Interesse an einem regelmäßigen Treffen mit Diskussion und Austausch haben, dazu einladen, diese Idee gemeinsam weiterzuentwickeln.

Mehr zum Film: Die Fakultät von Vincennes war - von ihrer Gründung 1968 bis zur Auflösung im Sommer 1980 - ein Bildungsstandort von höchstem internationalem Niveau, der seine Ursprünge in der 68er-Bewegung fand. Von Vincennes aus prägte politisches und philosophisches Gedankengut, aber auch pädagogische und künstlerische Kreativität, die Geistesgeschichte weltweit. Am “französischen Berkeley” lehrten Größen wie Foucault, Deleuze, Lyotard, Lacan, Cixous, Rancière, Chomsky, Pasolini, Rivette und Marcuse, um nur einige zu nennen. Auch bei der Entwicklung neuer Studiengänge war Vincennes ganz vorne mit dabei - sie besaß als erste Universität eine angegliederte Filmhochschule sowie Frankreichs erste Fakultäten für Informatik, Psychoanalyse und Bildende Kunst. In den stürmischen 70er Jahren formierte sich dort die französische Frauenbewegung MLF sowie die FHAR-Bewegung, die sich für die Enttabuisierung von Homosexualität in der Gesellschaft einsetzte.

Einerseits erzählt die Dokumentation die Erfolgsgeschichte der Universität und von ihrem starken bildungspolitischen Engagement- Vincennes stand für alle Interessenten offen, selbst ohne Abitur. Anderseits blickt die Dokumentation aber auch auf das abrupte Ende aller Visionen, als 1980 schließlich die Eingliederung der Fakultät in die Universität Saint-Denis erzwungen wurde. Für die Dreharbeiten sind ehemalige Studenten, Professoren und Universitätsangestellte von Vincennes noch einmal dorthin zurückgekehrt, wo Wissenschaft und Bildung auf ganz andere Art und Weise angegangen wurden. Aus den Rückblicken und dem Archivmaterial wird auch deutlich, wie sehr die persönliche Geschichte der Regisseurin Virginie Linhart mit Vincennes verbunden ist. Sie, die als junges Mädchen ihren Vater, den Schriftsteller und Philosophiedozenten Robert Linhart, zu dieser Uni begleitete, wirft nun eine große Frage auf: Wie steht es in der heutigen Gesellschaft, in der ein harter Wettbewerb um den Zugang zum höheren Bildungswesen entstanden ist, um das Recht auf Bildung für alle?