organisiert von: ÖH Uni Wien
Location: tba
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65 Jahre nach dem Ende der Streikbewegung vom September und Oktober 1950 hat der Bundesvorstand des ÖGB den “Oktoberstreik” neu bewertet und die damaligen Ausschlüsse kommunistischer Gewerkschaftsfunktionär_innen als unberechtigt eingeschätzt. Die Publikation von Peter Autengruber und Manfred Mugrauer analysiert die Legendenbildung um den Streik und dokumentiert die damals erfolgten 78 Ausschlüsse aus den verschiedenen Einzelgewerkschaften.

Die Streikbewegung gegen das vierte Lohn- und Preisabkommen im September/Oktober 1950 (“Oktoberstreik”) war ein Schlüsselereignis am Beginn der Zweiten Republik und ein prägendes Ereignis in der Geschichte des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Die spontan ausgebrochene Streikbewegung gegen das 4. Lohn- und Preisabkommen wurde anfangs auch von vielen sozialistischen Betriebsrät_innen unterstützt. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges wurde der Streik jedoch von Regierung und Gewerkschaftsführung als Putschversuch der KPÖ gewertet. Wegen Verstoßes gegen die Statuten wurden nach Beendigung des Streiks 78 Gewerkschaftsfunktionär_innen aus dem ÖGB ausgeschlossen, darunter auch der kommunistische Vizepräsident und Mitbegründer des ÖGB Gottlieb Fiala.

65 Jahre nach diesem Ereignis setzte der ÖGB ein Historiker_innenteam ein, um den aktuellen Forschungsstand über die Streikbewegung zusammenzufassen und neue Forschungen zur Putschlegende und zu den damals erfolgten Ausschlüssen anzustellen. Die Ergebnisse dieser Recherchen waren die Grundlage für einen am 29. Oktober 2015 einstimmig gefassten Beschluss des ÖGB-Bundesvorstands, in dem die Behauptung, es habe sich um einen kommunistischen Putschversuch gehandelt, zurückgewiesen wird. Darüber hinaus wird in diesem Beschluss festgehalten, “dass die damals in Folge der Streiks ausgeschlossenen Gewerkschaftsmitglieder, allen voran das ÖGB-Gründungsmitglied Gottlieb Fiala, nach heutigem Wissensstand nicht auszuschließen gewesen wären”.