organisiert von: ANARCHISTISCHE BIBLIOTHEK UND ARCHIV WIEN
Location: ANARCHISTISCHE BIBLIOTHEK UND ARCHIV WIEN, lerchenfelder straße 124-126 im hof 3 tür 1a, 1080 wien
Url: https://a-bibliothek.org/2016/09/21/herbstprogramm-2016-6-oktober-bis-10-november/

Der Film beginnt, wo andere über die Geschichte des spanischen Bürgerkrieges enden: an der Grenze. Die Filmemacher begleiten sechs Wochen lang Clara Thalmann und Augustin Souchy in die Gegend Kataloniens, wo beide zwischen 1936 und 1939 aktiv an den Kämpfen gegen Franco und an der Kollektivierung der anarchistischen CNT, „der einzigen sozialen Revolution von unten“ teilgenommen haben. Bauern, Tagelöhner, Handwerker und Arbeiter kollektivierten Landbesitz und Produktionsmittel. Es war keine blutige Staatsaktion, sondern eine Revolution, ausgelöst von Anarchosyndikalisten und ihrer Gewerkschaft CNT, die 1936 mit einer Million Mitglieder die bedeutende gesellschaftliche Kraft darstellte. Clara und Augustin treffen sich zu dieser Reise zum ersten Mal seit 1937 wieder. Da-zwischen liegen für beide Gefängnis, Exil, Kampf und Niederlagen, Alter und Krankheit. Und doch verkörpern beide ein Stück Kontinuität, lebendige Geschichte der anarchistischen Bewegung, die nichts gemein hat mit der Kurzlebigkeit vieler politischer Bewegungen der 80er Jahre. So ist die Geschichte des Films in doppelter Sinne Geschichte: zwei alte KämpferInnen suchen die Stationen ihrer Vergangenheit, versuchen Wirklichkeit zu rekonstruieren und erleben Spanien, in dem diese Geschichte unterschlagen wird. In der offiziellen Geschichtsschreibung sowie bei den meisten Beteiligten wurde sie durch 40 Jahre Franco-Terror zum Schweigen gebracht. Eine Reise hat ihre eigene Dynamik: Zufällige Begegnungen entstehen, längst Verschüttetes wird hochgespült, und feste Einschätzungen werden mit einer anderen Realität konfrontiert. Die einen erzählen begeistert von damals, von der Kollektivierung, und ein paar Frauen erinnern sich nur an die Arbeit. Oder Augustin und Clara geraten ins Streiten, wie es nun war, und ob die Gewalt „nur“ Verteidigung der Revolution oder ob die Revolution eben doch gewaltvoll war. „Die lange Hoffnung“ ist auch ein Beitrag zur Rehabilitierung des verfemten Begriffs „Anarchismus“ (in Spanien schlimmer als der Kommunismus), dessen ehemalige AnhängerInnen und KämpferInnen – sofern sie überlebt haben – langsam alle wegsterben. Ihre Erfahrungen und Lebendigkeit sind hier festgehalten. Am 1. Januar 1984 starb Augustin Souchy mit 91 Jahren in München, zwei Jahre darauf starb Clara Thalmann in Nizza. Mit Clara Thalmann und Augustin Souchy in Spanien 1983, 92 Min Regie: Pepe Danquart Buch: Danquart/Schlömer/Stefan Krass Ton: Pepe Danquart Kamera: Michael Schlömer