Buchpräsentation: Walter Ego "Ich bin ein anderer"
Ich bin ein anderer ist ein Lobgesang auf das Scheitern und Verweigern. Entgegen dem allverbreiteten Paradigma des positiven Denkens legt das Buch sein Augenmerk auf die Zweifel, Unsicherheiten und Schwächen. Die Leserin erhält Stück für Stück Einblicke in die seelischen Abgründe und Gefühlszustände eines Selbst, das sich verweigert, aber ebenso verhindert ist, sich selbst zu verwirklichen. Man begleitet Walter Ego in dem Prozess seiner radikalen Selbstbefragung, anhand von Zeichnungen und Notizen, die auf dieser Suche entstanden sind. Es ist keine Geschichte mit einem roten Faden, der sich als Erzählung stricken lässt. Es hinterlässt eher Lücken und Leerstellen, als dass es Antworten gibt. Insofern liest es sich eher als ein Palimpsest, das stets auf die Suche nach einem Ausweg verweist. Das Resultat sind Fragmente eines Antihelden, der sich entziehen mag, aber gleichzeitig nicht fähig ist anzukommen. So ist das Buch ein Abbild einer ständigen Wiederholung eines Aufbruchs für eine mögliche Flucht ohne konkretes Ziel. Nicht zuletzt ist es ein Ringen um die Fähigkeit zu lieben und zu wünschen, das getragen ist von einem melancholischen Unterton, ebenso subtil wie humorvoll. Es finden sich poetische wie philosophische Momente, die geprägt sind von der unermüdlichen Sehnsucht nach einer widerständigen Lebensform abseits seiner Verzweckung. Walter Ego, der Name ist Programm: «I fuck me up to save me. This is not a program» etc.