organisiert von: FV GEWI
Location: NIG HS II, Universitätsstraße 7, 1010 Wien
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Die Aussage „Wir müssen den Islam respektieren“ ist für den aktuell weit verbreiteten, vom Über-Ich dominierten Respekt-Diskurs repräsentativ. Analysieren wir die Position der Subjekte dieser Aussage – also der Position weltoffener, ihrem Selbstverständnis nach aufgeklärter Zeitgenossen –, zeigt sich aber, dass „der Islam“ in ihren Augen nur dann Respekt beanspruchen darf, wenn er seinerseits Aufklärung, Demokratie, Menschenrechte etc. respektiert. Jene Respektbezeugung verkehrt sich also in ihr Gegenteil: bei genauerer Betrachtung ist es „der Islam“, der die Werte jener modernen, weltoffenen Zeitgenossen zu respektieren hat - nicht umgekehrt.

Ausgehend von der These, dass der Wunsch jener weltoffenen Zeitgenossen, an das Gute „im Islam“ zu glauben, sich nicht zuletzt aus einem neuen Unbehagen am Kapitalismus speist, soll das Spezifische dieses Unbehagens anhand des Verhältnisses heutiger Subjekte zu den Bereichen Arbeit, Sexualität und Politik herausgearbeitet. Ein Verhältnis, das durch die zunehmende Dominanz asketischer Ideale und einem narzisstischen Rückzug von der real existierenden Objektwelt charakterisiert scheint. Im politischen Feld resultiert daraus eine entpolitisierte Politik, in der narzisstische Selbstbespiegelung die Auseinandersetzung mit objektiven gesellschaftlichen Zusammenhängen ersetzt.