organisiert von: KSV-LiLi
Location: Hörsaal B, Campus der Universität Wien, Hof 2, Spitalgasse 2, 1090 Wien
Url: https://www.facebook.com/events/100246970522254/

So oft wie heute wurde schon lange nicht mehr vor dem Faschismus gewarnt. Unklar bleibt jedoch, was im Jahre 2017 genau mit dem Faschismus und dem Kampf dagegen gemeint sein soll. Denn dieser kam bereits zum Durchbruch. Schon alleine deshalb wiederholt er sich in dieser Form nicht noch einmal. Warum sich also aktuell mit Faschismus-Analysen beschäftigen? An ihnen kann man etwas aufzeigen: Wie man die Gesellschaft und die ihr entspringenden menschenverachtenden Bewegungen kritisieren sollte und wie nicht. Wie es größtenteils nicht geht, soll an den marxistischen Faschismusanalysen illustriert werden. Diese sind entweder vollkommen von politischen Erwägungen bestimmt oder bedienen sich historischen Analogiebildungen (Bonpartismus), in der Hoffnung, der Rückgriff auf vergangene Erkenntnisse entbinde sie von der Beschäftigung mit den aktuellen Verhältnissen. Dies schuf eine vermeintliche Klarheit, wo keine war, genau dies ist wahrscheinlich eine Parallele zu heute. Diese Faschismus-Analysen aus den 1920er und 30er Jahren sind auch nur dann lesenswert, wenn sie altbekannten Wege marxistischen Methodik verlassen und den Faschismus und Nationalsozialismus lediglich beschreiben und selbst dabei bleibt vieles im Dunkeln. So wird der ideologische Ursprung des italienischen Faschismus in der radikalen Linken vor 1918 gerne verschwiegen. Dabei griff der Syndikalismus bei seiner antimaterialistischen Marxrevision auf vormarxistische Sozialismusvorstellungen zurück, auch Benito Mussolini folgte ihm dabei. Dies alles schon ein Jahrzehnt vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges. Demgegenüber wurzelt der deutsche Nationalsozialismus in den völkischen und antisemitischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts. Im Faschismus-Begriff gehen diese Differenzen und Unterschiede meist vollkommen verloren. Exemplarisch sollen die Defizite der Faschismus-Analysen am KPD-Theoretiker August Thalheimer und dem Austromarxisten Otto Bauer dargelegt werden. Bei der Beschreibung des Faschismus und des Nationalsozialismus kommen beide zu bemerkenswerten Ergebnissen, um den Faschismus am Schluss doch als neue Form der Diktatur der kapitalistischen Klassen zu analysieren. Interessanter sind da schon die Faschismusanalysen aus dem Umfeld der kritischen Theorie, die den Nationalsozialismus in seiner Funktion für das Fortbestehen des Kapitalverhältnisses erklären. Für Alfred Sohn-Rethel sitzt die Faschistenpartei über der Kapitalistenklasse im Sattel, um das Gesamtsystem zu retten. Mit Rainer Rotermundt soll dann am Schluss geklärt werden, warum die nationalsozialistische Ideologie so viele Menschen in ihren Bann zog. Auch wenn der Nationalsozialismus dem Kapital eine Krisenlösung anbot, die es gerne annahm, hat dies eine nationalsozialistische Massenbewegung zur Voraussetzung.

Falls sich jemand bereits vorab mit der Thematik beschäftigen möchte:

Michael Fischer, Politikwissenschaftler und Journalist mit Fokus auf Antisemitismus, Rassismus und Faschismus, wird verschiedene Faschismustheorien vostellen und sie im Rahmen ihres spezifischen historischen Entstehungskontextes kritisieren.