organisiert von: KSŠŠD
Location: Mondscheingasse 11, 1070 Wien

Nach einem Überblick über den im Zweiten Weltkrieg herrschenden Bürgerkrieg in Jugoslawien und die sozialistische Vergangenheitspolitik wird auf den seit den späten 1980ern tobenden „Krieg um die Erinnerung“ eingegangen. Jahrelang beherrschte der Streit um die Opferzahlen des KZ Jasenovac und Bleiburg die Tageszeitungen und in den Kriegen der 1990 wurden Ustaša- und Četnik-Symbole reaktiviert. In Kroatien betrachtete man die Ereignisse um Bleiburg 1945 als „kroatischen Holocaust“. Die Märsche und Exekutionen von Zehntausenden der nach der Kapitulation an der österreichischen Grenze im Mai 1945 den PartisanInnen übergebenen Ustaša sowie Angehörigen der Armee des „Unabhängigen Staates Kroatien“ (domobrani) und ZivilistInnen werden auch heute noch als „Todesmärsche“ oder als „Kreuzweg“ bezeichnet und somit das „kroatische Leiden“ mit der Shoa respektive dem Leidensweg Jesu gleichgesetzt. Zum 72. Jahrestag werden bei der Gedenkveranstaltung im Kärntner Bleiburg wieder unzählige Ustaša-Symbole zur Schau gestellt und Geschichtsrevisionismus betrieben, ohne dass die österreichische Politik oder Polizei sich dafür interessieren.

Ljiljana Radonić veröffentlichte 2010 ihre Dissertation über den „Krieg um die Erinnerung. Kroatische Vergangenheitspolitik zwischen Revisionismus und europäischen Standards“ (Frankfurt: Campus). Im Sommersemester ist sie Gastprofessorin am Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz und lehrt über zentraleuropäische Erinnerungskonflikte und Antisemitismustheorie. Ihre Habilitation über den „Zweiten Weltkrieg in post-sozialistischen Gedenkmuseen“ verfasst sie am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.