Location: Forum Stadtpark, Graz
Url: http:

https://ungehorsam.org/

„Ziviler Ungehorsam ist kein Schmuddelkind der Demokratie, sondern deren Leuchtfeuer!“ (Peter Grottian)

Für viele soziale Bewegungen, denen es gelang wichtige gesellschaftliche Fortschritte zu erwirken, waren Formen gewaltfreien zivilen Ungehorsams ein entscheidender Faktor für maßgebliche Erfolge. Nicht nur Ikonen wie Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Rosa Parks, sondern Millionen Menschen setzten weltweit mutig ihre Körper ein, um soziale und ökologische Verbesserungen zu erstreiten. Ohne Aktionen zivilen Ungehorsams würden wir heute in einer erheblich schlechteren Welt leben.

In den letzten Jahren ist eine deutliche Zunahme ungehorsamer Praxen zu beobachten. Immer mehr Menschen erkennen das Ausmaß der sich verschärfenden sozial-ökologischen Krise und die Notwendigkeit mutiger zivilgesellschaftlicher Interventionen. Im deutschsprachigen Raum erregten u.a. große Blockaden rechtsextremer Veranstaltungen und die Besetzungen riesiger Kohletagebaue durch tausende Menschen in weißen Schutzanzügen im Zuge von Ende Gelände große Aufmerksamkeit. Zuletzt versuchten hunderte Nürnberger Berufsschüler*innen die Abschiebung eines Mitschülers nach Afghanistan mit einer Sitzblockade zu verhindern. Damit machten sie vielen Menschen neuen Mut, die sich für Refugees eingesetzt und sich angesichts ständiger Asylrechtsverschärfungen und zunehmender Abschiebungen immer ohnmächtiger gefühlt hatten.

In Hamburg gelang es Anfang Juli Aktivistinnen aus aller Welt mit bunten Blockaden den G20-Gipfel, im Rahmen dessen einige der Hauptverantwortlichen für die Zerstörung unserer Welt zusammenkamen, erheblich zu behindern. Auch 20.000 (vielfach gewalttätige) Polizistinnen konnten sie nicht davon abhalten, die 38 Quadratkilometer große Protestverbotszone, die die Regierung eingerichtet hatte, ausser Kraft zu setzen und damit einen wichtigen Sieg für Versammlungsfreiheit und Demokratie zu erringen. In Graz waren zu Beginn des Jahres viele überrascht als die zerstörerischen Bauarbeiten für das Murkraftwerk, das große Teile der Bevölkerung entschieden ablehnen, über Wochen hinweg mit Mitteln friedlichen zivilen Ungehorsams immer wieder gestoppt werden konnten.

Vor allem für junge Menschen ist die Teilnahme an ungehorsamen Aktionen aufregend und inspirierend. Das dabei erlebte Gefühl kollektiver Selbstermächtigung generiert Hoffnung und Motivation. Insgesamt sind Praxen zivilen Ungehorsams umstritten. Die weiteren gesellschaftlichen Entwicklungen könnten in erheblichem Ausmaß davon abhängen, wie sich die diesbezüglichen Diskurse weiter entwickeln. Gelingt es neoliberalen, konservativen und rechtsextremen Kräften, zivilen Ungehorsam zu diskreditieren, zu kriminalisieren und durch Repression erfolgreich zu bekämpfen, oder schaffen es Bewegungen und Initiativen, dessen Notwendigkeit, Legitimität und Attraktivität auch breiteren Gesellschaftsschichten zu vermitteln und noch mehr Menschen zum Mitmachen zu motivieren?

Der DISOBEDIENCE-Kongress will zivilen Ungehorsam breit thematisieren und Einblick in verschiedene Praxen geben. Ein spannendes Programm an Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und Workshops soll zum Hinterfragen bisheriger Sichtweisen anregen, inspirieren und Mut machen.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Freiwillige Unkostenbeiträge sind sehr willkommen!