organisiert von: Das Gehäuse der Hörigkeit
Location: Amerlinghaus, Raum 3
Url: https://www.facebook.com/events/878397509216947/

Ab November 2018 laden wir in Kooperation mit der IWW Wien alle Interessierten zu einem offenen Lesekreis, in dem wir uns mit Fragen der Klasse als Bezugspunkt linker Theorie und Praxis in der Gegenwart auseinandersetzen wollen. In Form gemeinsamer Lektüre, Diskussion und „Forschung“ möchten wir a) den Klassenbegriff im Anschluss an Marx und seine Potentiale für gegenwärtige Analysen erarbeiten; b) gegenwärtige Transformationen innerhalb der Klassenzusammensetzung nachvollziehen und einordnen; und c) das politische Potenzial aktueller Kämpfe um Arbeit und die Reproduktion der Arbeitskraft diskutieren.

Die Treffen finden 14-tägig Mittwochs 18:00-20:00 im Amerlinghaus, Raum 3 statt. Los geht‘s am 14.11. mit einer Vorbesprechung, die wir für gegenseitiges Kennenlernen und die Verständigung über das gemeinsame Arbeiten nutzen wollen. Vorschläge für einen Arbeitsmodus und erste Texte stellen wir dann vor. Wir freuen uns über alle, die dieses kleine Experiment kollektiver Auseinandersetzung mit ihren Interessen, Fragen und Materialvorschlägen mitgestalten! Der Ort und die genauen Zeiten werden bald bekannt gegeben. Bei Interesse, schreibt uns bitte eine kurze Nachricht mit eurer unverbindlichen Anmeldung an: gehaeuse_der_hoerigkeit@gmx.at

Hintergrundüberlegungen: Unser Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass der Antagonismus zwischen Lohnarbeit und Kapital fortwährend relevant war, sich in den zentralen politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart jedoch wieder deutlicher ausdrückt. Ab den frühen 1980er Jahren war die Auffassung vom ‘Ende der Klassengesellschaft’ Konsens in weiten Teilen von Politik und Sozialwissenschaften. Man glaubte, in einer ‘differenzierten’ und ‘individualisierten’ Gesellschaft zu leben, in der ein klares ‘oben’ und ‘unten’ zwischen Bevölkerungsgruppen nicht mehr bestimmbar sei; in der kaum mehr ein Zusammenhang hergestellt werden könne zwischen der kollektiven sozialen Lage von Menschen und ihrem Bewusstsein, ihren Interessen und ihrer Identität. Kategorien wie ‘Herrschaft’ und ‘Ausbeutung’ schienen angesichts eines bequemen Lebensstandards für weite Teile der Bevölkerung und des Rückgangs der Industriearbeit überflüssig geworden zu sein. Mit der Intensivierung neoliberaler Austeritätspolitik im Rahmen der jüngsten Weltwirtschaftskrise und den damit verbundenen Auseinandersetzungen bekam dieses Bild deutliche Risse. Verschwunden geglaubte Interessensgegensätze wurden erneut sichtbar und materielle Ungleichheit geriet wieder in den Fokus gesellschaftlicher Debatten. Der Begriff der Klasse erlebte in diesen Diskursen ein Revival, auch außerhalb der Linken. Das Bedürfnis, erneut über Klassen zu reden, ist Ausdruck realer Veränderungen der Klassengesellschaft. Diese Veränderungen gilt es in der Absicht verändernder Praxis zu begreifen!