organisiert von: Gesellschaft für dialektische Philosophie Wien
Location: Jura Soyfer-Saal, Universität Wien, Hofburg, Batthyanystiege (1. Stock), 1010 Wien
Url: https://www.facebook.com/events/277288256293153/

Programm

09:00 Doors

09:30-09:45 Begrüßungsworte: Melanie Malzahn, Dekanin der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien

09:45-10:00 Eröffnung: Andreas Hüllinghorst, Vorsitzender der Gesellschaft für Dialektische Philosophie

10:00-10:45 Streitgespräch „Grundprobleme der Ästhetik”: Thomas Metscher und Jörg Zimmer

10:45-11:30 Diskussion zu Streitgespräch

11:30-12:00 Pause

12:00-12:30 Dietmar Dath: Die Strahlenschar im Bild Hans Heinz Holz als Ästhetiker, der sein Jahrhundert überwand

12:30-13:00 Diskussion

13:00-13:15 Pause

13:15-14:00 Anna Artaker: Dialektische Bilder und künstlerische Forschung

14:00-14:45 Doris Zeilinger: Realismus in einer unfertigen Welt. Zu Ernst Blochs Ästhetik des Vor-Scheins

14:45-15:00 Pause

15:15-16:00 Daniel Göcht: Grundlinien einer materialistischen Ästhetik. Lukácsʼ Die Eigenart des Ästhetischen mit Holzʼschen Korrekturen

16:00-16:45 Kristin Bönicke: Zum Verhältnis von Form und Inhalt in der Ästhetik von Georg Lukács und Hans Heinz Holz

16:45-17:00 Schlussworte: Andreas Hüllinghorst, Vorsitzender der Gesellschaft für Dialektische Philosophie

ab 17:00 Symposion

Abstracts

Dietmar Dath: Die Strahlenschar im Bild Hans Heinz Holz als Ästhetiker, der sein Jahrhundert überwand

Es soll darum gehen, wie Holzens Fassung der Widerspiegelungsidee und seine daran auskristallisierte Ästhetik einerseits zutiefst geschichtsbewusst, andererseits tatsächlich tendenziell universal konstruiert ist – und darum, was man damit machen kann, also eine Art Gebrauchswertschau, die dann aufgefächert ist für Kunstschaffende, philosophisch Gelehrte und im Laienstand Kunstinteressierte. Entworfen und erprobt hat Holz seine Ästhetik ja a.) im Rückgriff auf die Antike, b.) in der historisch-materialistischen Draufsicht auf mehrere Epochen und c.) mit dem Mut zum konstruktiven Ausblick auf ein Denken über und mit Kunst, das weitaus reicher und entwicklungsfähiger ist als sehr viele kunstaffine Denkbauten des 20. Jhs, die oft am Ende von düsteren Sackgassen errichtet wurden, als Zwitterarchitekturen aus Museum und Mausoleum, deren Totenstarre niemand unbestechlicher diagnostiziert hat als eben Holz.

Anna Artaker: Dialektische Bilder und künstlerische Forschung

Das künstlerische Forschungsprojekt MEDIEN DER GESCHICHTE nähert sich dem dialektischem Bild im Zentrum von Walter Benjamins Philosophie der Geschichte mit den Mitteln der Kunst. Analog zu Hans Heinz Holz, der die Malerei Richard Paul Lohses im Sinne eines „Anschaulich-Werdens“ von Dialektik interpretiert, versucht das Forschungsprojekt den Begriff des dialektischen Bilds anhand künstlerischer Werkserien zu begreifen. Wie der Titel MEDIEN DER GESCHICHTE andeutet, wird dabei ‘das Medium’ anstelle des Bildes als Agens für das blitzartige Zusammentreten des Gewesenen mit dem Jetzt identifiziert, welches das dialektische Bild auszeichnet.

Doris Zeilinger: Realismus in einer unfertigen Welt. Zu Ernst Blochs Ästhetik des Vor-Scheins

Im Rahmen seiner Ontologie des Noch-Nicht-Seins stellt Bloch die These auf, dass Kunstwerke in der „unfertigen Welt“ aktualiter den „Vor-Schein“ eines künftigen Gelungenseins realisieren. Dieser „VorSchein“ in der Kunst verweist auf Blochs Konzept der konkreten Utopie: Die Genesis war nicht am Anfang, sondern wird am Ende sein, wenn die im Prozess anhängigen latenten Gehalte realisiert worden sein werden. Anhand von Landschaftsmalerei soll Blochs Skandalon einer Naturutopie thematisiert werden. Die Frage nach dem Realismus als ästhetischem Prinzip stellt sich mit Blochs Ästhetik auf sehr reizvolle Weise.

Daniel Göcht: Grundlinien einer materialistischen Ästhetik. Lukácsʼ Die Eigenart des Ästhetischen mit Holzʼschen Korrekturen

Georg Lukácsʼ Alterswerk Die Eigenart des Ästhetischen (1963) ist einer der bedeutendsten Entwürfe einer systematischen materialistischen Ästhetik. Dabei wird die bisherige Rezeption dieses Werkes dessen Bedeutung in keiner Weise gerecht. Lukács geht es in seiner Schrift um die Übertragung der Einsichten und Prinzipien des Marxismus auf die Probleme der Ästhetik. Damit ist ihm zufolge der zu beschreitende Weg vorgezeichnet durch die „Methode des dialektischen Materialismus“. Daraus folgt für Lukács die Notwendigkeit der Verankerung des ästhetischen Verhaltens im „Stoffwechsel der Menschen mit der Natur“, mithin der materiellen Produktion. So fundiert Lukács seine Theorie der ästhetischen Widerspiegelung bzw. Mimesis in der gesellschaftlichen Praxis. Das Ergebnis dieses Vorgehens ist eine Geschichtsphilosophie der Kunst, die beansprucht, die allgemeinen Prinzipien der Produktion von Kunstwerken zu bestimmen. Hierbei geht es wesentlich um Fragen der Konstituierung, nicht um normative Gesichtspunkte. Dass sich dabei Lukácsʼ künstlerische (insbesondere literarische) Vorlieben immer wieder bemerkbar machen, ist an sich nichts Ungewöhnliches und wird auch durch den systematischen Charakter der Eigenart des Ästhetischen immer wieder gebrochen. Allerdings müssen bei einem derart ambitionierten Unternehmen notwendigerweise ungelöste Probleme, Schwach- und Leerstellen auftauchen, vor allem, wenn es sich wie hier nur um den ersten Teil eines (geplanten) dreiteiligen Werks handelt. Hans Heinz Holz, der in seiner ästhetischen Theorie dem Werk von Lukács in vielfacher Hinsicht verpflichtet ist, hat auf einige dieser Punkte hingewiesen und Möglichkeiten der theoretischen Weiterentwicklung aufgezeigt. Eine produktive Auseinandersetzung mit Lukácsʼ Ästhetik kann hieran anschließen. So lässt sich zeigen, dass dieses (zugegeben etwas sperrige) Werk nach wie vor Aktualität beanspruchen kann und wesentlich mehr Beachtung verdient.

Kristin Bönicke: Zum Verhältnis von Form und Inhalt in der Ästhetik von Georg Lukács und Hans Heinz Holz

Das Diktum der Einheit von Form und Inhalt ist für die Ästhetiken von Georg Lukács und Hans Heinz Holz zentral. Der Vortrag möchte die These entwickeln, dass beide Theoretiker die Rolle von Form und Inhalt dennoch unterschiedlich gewichten – Lukács zugunsten des Inhalts, Holz zugunsten der Form – und einen Ausblick auf die sich daraus ergebenden Folgen geben.