organisiert von: assoziation panda – Verein zur Förderung des kritischen literarischen Diskurses
Location: Buchhandlung & Café Librería Utopía ★ radical bookstore vienna, 15., Preysinggasse 26-28
Url: https://www.facebook.com/events/2784897141593651/

Nach dem Attentat auf die Hallesche Synagoge im Oktober 2019, also 4 Monate vor dem Amoklauf in Hanau, fielen die Reaktionen der Bevölkerung und der Politiker*innen so aus wie nach allen ähnlichen Untaten in den vergangenen drei Jahrzehnten: Das Geschehene wurde als „unglaublich“ und „unvorstellbar“ qualifiziert, als wäre es nicht nur ein weiteres Glied einer langen Reihe; jedermann demonstrierte folgenlose Trauer & Betroffenheit, und alsbald erklang auch wieder der Ruf „Nie wieder!“

Kaum aber waren die Toten unter der Erde, war alles schon wieder vergessen, „überholt“ und zugedeckt von Aktuellerem. In glücklich wiederhergestellter Ahnungslosigkeit trieben „Politik“ und Öffentlichkeit dem nächsten Attentat entgegen. Der Autor führt die allgemeine Hilflosigkeit angesichts des Wieder-Auftauchens des „nationalsozialistischen Untergrunds“ auf das seit 1945 eingeübte große Vergessen zurück, mit dem sich 1945 die Volks- und Mordgemeinschaft aus ihrer Geschichte zu retten suchte. Von einem Tag auf den anderen gab es im Mai ’45 im besetzten Deutschland keine Nazis mehr, und heutzutage gibt es nur noch solche, die nicht wissen wollen, dass sie welche sind.

Helmut Dahmer studierte Soziologie, Philosophie und Literaturwissenschaft in Bonn, Göttingen (bei Plessner) und Frankfurt am Main (bei Horkheimer, Adorno und Habermas). 1968 bis 1992 redigierte er die psychoanalytische Monatszeitschrift Psyche, 1974 bis 2002 lehrte er Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt. Unter seiner Ägide erscheint eine mehrbändige Ausgabe von Schriften Leo Trotzkis. Gegenwärtig lebt er als freier Publizist in Wien.

Die Veranstaltung ist kostenlos und wird von unserem Kulturverein assoziation panda mit freundlicher Untersützung des Bezirks Rudolfsheim-Fünfhaus organisiert.