Solidarisch zum Knast
Knast ist der sichtbare und brutale Ausdruck einer Gesellschaft, die unfähig ist, die von ihr verursachten Probleme zu lösen. Durch Haft sollen vom Staat deklarierte “Straftäterinnen” weggesperrt und “resozialisiert” werden, um Gesellschaften “sicherer” zu machen. Gefängnisse bringen jedoch keine besseren Menschen hervor, sondern reproduzieren “Straftäterinnen” und “Kriminalität”. Denn einmal ins Knastsystem gesteckt, ist es sehr schwer, wieder aus diesem auszubrechen bzw. gesellschaftlich Fuß zu fassen. Wer reich und privilegiert ist, kann dem Knastsystem meist entgehen. Gefängnisse dienen also nicht der Sicherheit von Gesellschaften, sondern der Aufrechterhaltung der vorherrschenden kapitalistischen, rassistischen und patriarchalen Ordnung. Sie verschärfen gesellschaftliche Ungleichheiten, Missstände und bestehende Unterdrückungsverhältnisse.
Es sind vor allem von Rassismen und Armut betroffene Menschen, die mit Repressionen zu kämpfen haben und eingesperrt werden. Sie werden häufiger polizeilich kontrolliert und “krimineller” Handlungen verdächtigt. Armut zwingt Betroffene andererseits auch, gegen das Gesetz zu handeln, um zu überleben. Gefängnis hängt also auch eng mit Klasse zusammen. Wenn Geldstrafen, die nicht bezahlt werden können, zum Freiheitsentzug führen, werden jene stärker bestraft, die es sich nicht leisten können, diese zu bezahlen.
Knäste sind feindliche Orte. Gerade für Menschen, die bereits durch die herrschende Gesellschaftsordnung diskriminiert werden, bedeutet eingesperrt zu werden, noch mehr Gefahr. So verstärken sich beispielsweise Diskriminierungen aufgrund von Gender oder der Sexualität, da unter anderem sichere Rückzugsorte fehlen, während Wärter*innen und Mitgefangene Gewalt ausüben. Trans-Personen werden meist in “Männer-“ oder “Frauenabteilungen” gesteckt, die nicht ihrem Geschlecht entsprechen und es wird ihnen massiv erschwert oder verwehrt, Hormonbehandlungen zu erhalten. Fehlende oder unzureichende medizinische Behandlungen im Knast führen zudem häufig zu Komplikationen während Schwangerschaften, bis hin zu Totgeburten.
Eingesperrt zu sein, ob im Knast oder im Lager, zieht psychische Traumata mit sich. Es verweist Menschen an den Rand der Gesellschaft, wo sie leichter vergessen werden können.
Aber wir vergessen die Menschen, unsere Gefährt*innen, hinter den Mauern und in den Lagern nicht!
Aus diesem Grund wollen wir uns nun vierteljährlich, immer am Ende des Quartals, vor den Mauern eines Knasts treffen, und unserer Solidarität lautsark Ausdruck verleihen.
Denn wir sind nicht alle, es fehlen die Gefangenen und gemeint sind wir alle! Wir treten gegen jede Form von Knast und für eine Welt ein, in der wir unsere Konflikte selbst lösen! Auf dass alle Knastmauern eingerissen werden und jede Form von Herrschaft und Autorität zerschlagen wird!