Filmabend+Diskussion: "Zeit ist Geld"
Der Dokumentarfilm zeigt, wie Zeit im Zuge des Kapitalismus und der Globalisierung zu einem Marktwert wurde, wie die tickende Uhr die Macht über Berufs- und Privatleben übernommen hat und wie sich die Kontrolle über diese kostbare und begrenzte Ressource zurückgewinnen lässt. Viele haben schon mal ihre Bordkarte selbst ausgedruckt, das Gepäck selbst aufgegeben, mühevoll selbst Möbel aufgebaut oder sich mit einer Selbstbedienungskasse herumgeschlagen. Der Film reist um die Welt und zeigt, wie Zeit zu einem Marktwert wurde, wie die tickende Uhr die Macht über unser Arbeits- und Privatleben übernommen hat. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde im Zuge der Industrialisierung die Stempeluhr erfunden – der Beginn von Produktivitätssteigerung und Optimierung von Arbeitsprozessen. 1912 legte das Pariser Observatorium die „Universalzeit“ für die ganze Welt fest. Seitdem gibt sie immer mehr den Takt vor. Um Zeit zu sparen, reduzierte eine Firma der Geflügel-Industrie in den USA die Toilettenpausen ihrer Arbeiter auf sieben Minuten pro Tag. In Japan sind 40 Prozent aller Einwohner von einem Burnout betroffen; Suizide häufen sich. Dabei hatte der gesellschaftliche Druck, immer mehr zu arbeiten und infolgedessen überhaupt keinen Urlaub mehr zu nehmen, so verheerende ökonomische Folgen, da weniger konsumiert wurde, dass die Regierung gegensteuerte. Und in Deutschland hat sich der Verbraucherzentrale Bundesverband entschieden, Facebook zu verklagen, weil wir dessen Nutzung, obwohl kostenlos, mit unseren Daten und unserer Zeit bezahlen. In Frankreich ermöglicht das Mathys-Gesetz, Kollegen einen Teil seiner Urlaubstage zu spenden, wenn diese schwerkranke Kinder betreuen. Ihnen wird mehr Zeit für ihre Familie geschenkt. Im Laufe eines Jahrhunderts ist Zeit zu Geld geworden – eine Folge des Kapitalismus und der Globalisierung. Der Dokumentarfilm beschreibt diese Entwicklung: von der Einrichtung von Zeitzonen im 19. Jahrhundert bis hin zu unserer modernen Gesellschaft, in der viele meinen, Auszeiten könnten vor allem der Produktivität schaden. Zu Wort kommen die Historiker Robert Levine und Jane Lancaster, der Essayist Jonathan Crary, Zeit-Coach Magali Combal, die Soziologin Marie-Anne Dujarier sowie Angestellte aus Japan, Frankreich, Großbritannien und den USA. Dokumentarfilm von Cosima Dannoritzer (F/E 2016, 85 Min)