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„Bis zum heutigen Tag stellt die Commune den einzigen Versuch eines revolutionären Urbanismus dar“, schreibt der Philosoph und Raumtheoretiker Henri Lefebvre in seinem Buch über den Pariser Aufstand von 1871. Im Krieg gegen Preußen ausgeblutet, den Widrigkeiten eines harten Winters ausgesetzt und unter feindlicher Belagerung isoliert, erhebt sich die Stadtbevölkerung von Paris gegen die opportunistische Gleichgültigkeit der Machthabenden und erarbeitet in kürzester Zeit praktische Grundlagen für ein autonomes gemeinschaftliches Leben. Lefebvre entdeckt diese Episode in den 1960er Jahren vor dem Hintergrund der enttäuschten kommunistischen Hoffnungen wieder. In Auseinandersetzung mit dem historischen Ereignis verändert sich sein Blick auf die eigene Gegenwart. Zudem stellt er den Empörten seiner Zeit Bausteine einer Theorie der urbanen Revolution sowie ein agitatorisches Material zur Verfügung. Wie können wir uns heute produktiv auf die widerständigen Momente der Vergangenheit beziehen? Und inwiefern ist die Commune eine Baustelle, an der es auch heute noch zu arbeiten gilt?

Moritz Hannemann, Klaus Ronneberger und Laura Strack stellen die Neuerscheinung Baustelle Commune. Henri Lefebvre und die urbane Revolution von 1871 (adocs 2023) vor und laden zur gemeinsamen Lektüre und Diskussion ein.

Infos zum Buch: Baustelle Commune. Henri Lefebvre und die urbane Revolution von 1871, hrsg. von Moritz Hannemann, Klaus Ronneberger u. Laura Strack, mit Fotografien von Jan Lemitz und einem Vorwort von Ulrike Haß, adocs Produktion & Verlag, Hamburg 2023, 340 S. Link

Bios: Moritz Hannemann studierte Theater- und Literaturwissenschaft, war wissenschaftlicher Mitarbeiter am theaterwissenschaftlichen Institut der Ruhr-Universität Bochum und von 2020 bis 2023 Dramaturg am FFT Düsseldorf. Hier beteiligte er sich u. a. an dem internationalen Stadtlabor „Place Internationale“, das den Umzug des FFT in seine neue Spielstätte im KAP1 mit dem 150-jährigen Jubiläum der Pariser Commune verband.

Klaus Ronneberger studierte Kulturanthropologie und europäische Ethnologie, Soziologie und Politikwissenschaften in Frankfurt am Main. In den 1990er Jahren war er Mitarbeiter am Frankfurter Institut für Sozialforschung, später Promotion über „Die Stadt und der Konsum. Zur Kommerzialisierung städtischer Räume“. In den letzten Jahren hielt er Vorlesungen und Seminare an den Universitäten Kassel und Frankfurt, zudem arbeitet er an dem Rechercheprojekt Stadt als Fabrik des FFT Düsseldorf mit und war einer der Kurator*innen von „Place Internationale“.

Laura Strack studierte Theaterwissenschaft, Romanistik und Literaturübersetzen und promovierte am Graduiertenkolleg Europäische Kulturstudien in Palermo und Düsseldorf. Heute arbeitet sie an der Schnittstelle von Theater, Text und Theorie. Neben gestaltenden und forschenden Tätigkeiten am Theater übersetzt sie literarische und theoretische Texte aus dem Französischen und Italienischen. 2023 erschien ihr Buch „farsi comune. Topographien prekärer Theaterorte im Europa der Gegenwart“ bei Neofelis Berlin.