Zur Naturgeschichte der Moderne: Walter Benjamin und Theodor W. Adorno
Wie kann es sein, dass Aufklärung in ihr Gegenteil – in Mythos – zurückschlägt? Ein zentraler Gedanke der Dialektik der Aufklärung bündelt subjekttheoretische und geschichtsphilosophische Überlegungen, die der junge Theodor W. Adorno in engem Dialog mit Walter Benjamin entwickelte. Es handelt sich um Fragen, die an die moderne Subjektivität gerichtet sind und die nicht zuletzt im Zusammenhang mit Säkularisierung stehen. Walter Benjamin hat sie in seiner Habilitationsschrift mit dem (selten in seiner Doppeldeutigkeit verstandenen) Titel “Der Ursprung des deutschen Trauerspiels” expliziert. Wo die gottgewollte Ordnung an Glaubwürdigkeit verliert, konsolidiert sich das moderne Subjekt in einem Versprechen von Freiheit. Setzt sich Vernunft allerdings in einen absoluten Gegensatz zu Natur, vergottet sie sich also, tritt sie nur noch als naturbeherrschende auf. Dem auf die eigene Innerlichkeit zurückgeworfenen, gletscherhaften Selbst steht Geschichte als naturgegebene und schicksalhafte vor Augen.Gegen diese Denk- und Handlungsstruktur richtet sich die Mythoskritik Benjamins und Adornos. Zentrale Begriffe der Kritischen Theorie – Mythos, Schicksal und Naturgeschichte - erschließen sich vor dem Hintergrund der frühen Korrespondenzen zwischen diesen beiden Denkern.