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Czollek formuliert in seinem Buch “Versöhnungstheater” eine radikale Kritik an der Gedenkpolitik und Erinnerungskultur: Anstatt Verantwortung für Geschehenes zu Übernehmen und über ehrliche und ernst gemeinte Formen der Wiedergutmachung nachzudenken, hat die Gesellschaft​​​​​​​, ohne die Stimmen der Opfer und ihrer Nachkommen anzuhören, beschlossen sich selbst zu vergeben. So wird mit Erinnerungskultur lediglich die eigene “Wiedergutwerdung” angestrebt und blendet eine ernst zu nehmende Wiedergutmachung sowie die Gefühle und Bedürfnisse vieler aus.

„Erinnerungskultur ist dazu da, die Gegenwart so einzurichten, dass sich die Vergangenheit nicht wiederholt.“

Was der Staat und seine Strukturen nicht zu leisten bereit sind, fällt auf die Zivilgesellschaft zurück. Praktische Erinnerungskultur bedeutet Antifaschismus und ist letztlich unser aller Aufgabe.

Max Czollek, geboren 1987, ist Autor und lebt in Berlin. Er ist Mitherausgeber des Magazins Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart und seit 2021 Kurator der Coalition for a Pluralistic Public Discourse (CPPD) für eine plurale Erinnerungskultur. 2022 war er Ideengeber und Co-Kurator der Ausstellung Rache. Geschichte und Fantasie am Jüdischen Museum Frankfurt.