Léon Poliakov: Von Moskau nach Beirut. Essay über die Desinformation
Im Sommer 2022 jährte sich der Libanonkrieg zum 40. Mal: 1982 rief Israels Libanon-Offensive heftige Reaktionen in der westlichen Öffentlichkeit hervor, die damals noch nicht zum Standardrepertoire der Berichterstattung gehörten. In den Massenmedien wurde der jüdische Staat – von Léon Poliakov in dieser Schrift als ›Jude unter den Staaten‹ bezeichnet – des Völkermords an der palästinensischen Bevölkerung bezichtigt und die Israel angekreideten Verbrechen mit denen der Nazis gleichgesetzt. Während in der arabischen Welt und den meisten sozialistischen Staaten diese Gleichsetzung bereits seit Israels Staatsgründung im Jahr 1948 an der Tagesordnung war, bedurfte es in der westlichen Welt, wie Léon Poliakov anhand eindrücklicher Beispiele und Quellen nachweist, einer längeren Entwicklung, um diese Form antisemitischer Desinformation für sich zu entdecken und zu popularisieren. Bei der Erstveröffentlichung der Übersetzung 2022 ahnten die Herausgeber noch nicht, wie aggressiv und ungehemmt die Geschichte sich nur wenige Monate später zuspitzen und der globale Antisemitismus eine neue Eskalationsstufe erreichen sollte. Der Angriff von Hamas und Islamischem Djihad auf die israelische Bevölkerung am 7. Oktober 2023 war sowohl quantitativ durch die hohe Opferzahl als auch qualitativ durch die immense Brutalität und Wahllosigkeit seit der Shoah beispiellos. Die historische Amnesie ist total und die Gegenwart mutet wie ein aggressiver Wiedergänger jener Verkehrung geschichtlicher Tatsachen an, die Léon Poliakov nachzeichnet. Buchvorstellung in Wien mit Alex Carstiuc und Miriam Mettler