organisiert von: ZRV - Zwangsräumungen verhindern - Wien
Location: 1010 Wien, Kärtnerstraße 8

Nun setzen die Verantwortlichen die Mieterinnen weiter unter Druck. Über die Anwaltskanzlei „Graff Nest und Partner“ werden von den Mietenden in mindestens zwei Häusern systematisch Mietnachzahlungen für das ganze Jahr 2024 gefordert, mit der Behauptung keine Mietzahlungen erhalten zu haben. Die Auftraggeberin des Forderungsschreibens bleibt darin unbekannt und auch die neue Kontoadresse (auf welche, die neuen Forderungen überwiesen werden sollen) entspricht nicht dem Konto des Mietvertrages. Bei einem Treffen mit der Bezirksverwaltung stellte sich heraus, dass die Behauptungen über nicht gezahlte Mieten Teil einer - der öffentlichen Verwaltung bekannte - Strategie ist, um Häuser zu entmieten. Sprich, um die Menschen vor Vertragsablauf aus ihren Wohnungen zu schmeißen.

Für dort lebende Mieterinnen bleiben am kapitalistisch-rassistisch strukturierten Wohnungsmarkt meist keine Wohnalternativen zu dem auf sie spezialisierten „Geschäftsmodell“ der Firmengeflechte Mauerwerk, Pecado, Sveta und Co. So berichten uns Mieterinnen, dass sie lange und trotzdem vergeblich auf Wohnungssuche waren. Ausgeschlossenen von den meisten Bereichen des Wohnungsmarktes sind sie gezwungen hohe Summe für Schrottwohnungen zu zahlen. Auf dem profitorientierten Wohnungsmarkt sind sie lukrative und flexible Lückenfüller. Sie bedeuten schnelles Geld für wenig Aufwand bis das Gebäude neuen Zwecken zugefügt werden kann und die Firmen sich der Bewohnenden entledigen.

Widerständige Praxis und journalistische Recherchen werfen seit kürzerer Zeit Licht auf diese verdeckten Prozesse des Wiener Wohnungsmarktes und streuen den Praktiken an einigen Orten etwas Sand ins Getriebe. Dass diese Geschäftsmodelle der oft als „Mietmafia“ betitelten Firmen menschenverachtend sind, fällt den Meisten auf. In den betroffenen Häuser tritt die Fragilität der Wohnsicherheit, die Unterjochung existenzieller Bedürfnisse des menschlichen Lebens unter die Wertlogik des Wohnungsmarktes am brutalsten zu Tage. Lassen wir die Mieterinnen dieser Häuser nicht allein! Bauen wir Solidarität zwischen Mieterinnen in Wien auf! Tragen wir diese existentiellen Konflikte für eine kurze Zeit raus aus den Häusern und vor die Immobilienbüros und Firmensitze.

Vor dem Büro des Firmeninhabers der Mauerwerk Gmbh fordern wir, dass die zusätzlichen Mietforderungen sofort zurückgenommen werden! Wir fordern, die sofortige Instandsetzung aller Häuser und Wohnung! Wir fordern, dass alle Schikanen sofort eingestellt werden! Von den Institutionen der Stadt Wien fordern wir, dass sie aktiv werden im Sinne der Mieter*innen! Wir fordern kostenfreie rechtliche Vertretung, um gegen die Schikanen zu klagen! Wir fordern akut die Zwangsverwaltung der Häuser, um ein Mindestmaß an Wohnsicherheit herzustellen! Wir fordern, dass schnell und unkompliziert Wohnalternativen zu Verfügung gestellt werden, falls Häuser als nicht bewohnbar klassifiziert werden!

Darüber hinaus muss der politische Kampf den Verhältnissen, die dieses Elend erst hervorbringen und ermöglichen, gelten. Er muss dem nicht ausreichend schützenden Mietrecht und dem gesamten institutionellen Rahmen, durch welche sich die beschriebenen Geschäftsmodelle geschickt über Jahre hinweg manövrieren können, gelten. Tatsächlich gab es bereits 2017 und 2021 Proteste von Mieter*innen gegen die Wohnbedingungen in Häusern von Hamed Ali Shikrhie, welcher auch in das Firmengeflecht um Mauerwerk Gmbh stark involviert ist. Das zeigt, dass die Möglichkeit solch ausbeuterischer Mietverhältnisse seit Jahren besteht.

Unser Kampf gilt somit auch den befristeten Mietverträgen und Mieterhöhungen. Er gilt den Leerständen und der „Verwaltung“ von Obdachlosigkeit. Er gilt der ganzen Scheiße am Wohnungsmarkt, die die Stadtpolitik versucht rhetorisch zu glorifizieren. Er gilt dem europäisch-österreichischen Migrationsregime, welches auch im Inneren rassistische Ausschlüsse und Ausbeutungsverhältnisse sicherstellt und strukturiert. Unsere Vision ist eine Gesellschaft, in der Wohnen keine Ware mehr ist. Eine Welt, die an unser aller Bedürfnis nach sicherem, guten und selbstbestimmten Wohnen orientiert ist. Eine Wohnzukunft frei von kapitalistischer, patriarchaler und rassistischer Totalität.