Feministische Widerstandspraxen im aktivistischen Alltag & auf der Straße
Während die Auftaktveranstaltung der dreiteiligen Veranstaltungsreihe nach widerständigen und kämpferischen Momenten im Alltag der Basisarbeit im Sozialbereich gefragt hat, steht die zweite Podiumsdiskussion im Zeichen feministischer Praxis.
Die feministischen Mobilisierungen der letzten Jahre haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Femi(ni)zide und sexualisierte Gewalt im öffentlichen und privaten Raum Einzug in mediale, politische und gesellschaftliche Debatten gehalten haben. Einmal mehr haben die Proteste die Frage aufgeworfen, wie aus der Wut, Trauer und Ohnmacht angesichts patriarchaler Gewalt feministischer Widerstand entstehen kann, der über Betrauern und Gedenken der Opfer und Betroffenen hinausgehen kann.
Sich zusammenschließen und organisieren klingt erstmal nach einer guten Idee angesichts wachsender antifeministischer, rassistischer, antisemitischer Bedrohungen; Gemeinsam ist man stärker als alleine. Auch sind Kollektive unabhängiger und freier in der Wahl ihrer Aktionen, als soziale Einrichtungen und Institutionen, deren Mittel und Möglichkeiten begrenzt sind.
Aber nicht alle können laut schreien, nicht alle wollen ihre Geschichte in die Öffentlichkeit tragen, nicht alle trauen sich, ihre Anliegen durchzufechten und nicht jedes Schicksal findet Repräsentation in einer feministischen Bewegung. Zusätzlich ist es für Menschen unterschiedlich schwer, Proteste zu organisieren und damit Gehör zu finden. Nicht alle können gefahrenlos demonstrieren und viele Forderungen verhallen ohne Konsequenzen.
Wie kann also kollektive Selbstermächtigung funktionieren? Wie wehren sich Betroffene? Wie können die vielfältigen Widerstandsformen von FLINTA* gegen patriarchale Gewalt sicht- und hörbar gemacht werden? Wie können wir über öffentliche Formate hinaus füreinander da sein? Und wie können wir es schaffen, dabei nicht auszubrennen? Wie können wir mit dem Scheitern und Rückschlägen umgehen? Wie kann eine Praxis über Appelle an den Staat und Sozialsysteme hinaus wirksam werden? Und wie lassen sich die Kämpfe Wohnungsloser, migrantisierter, prekärer Frauen, Lesben, inter, nonbinärer, trans und agender Personen verbinden/zusammenschließen? Wie gehen wir mit Differenz und unterschiedlicher Gefährdung um?
Diese Fragen werden wir u.a. mit Vertreterinnen von Backstreet Guides, IG24 und Ciocia Wienia diskutieren. In drei Panels mit je verschiedenen Schwerpunkten wollen wir, eine feministische Arbeitsgruppe aus Wien, die sich zu dieser Veranstaltungsreihe zusammengetan hat, gemeinsam aus sozialarbeiterischer, aktivistischer und medialer Perspektive diskutieren, welche Facetten des Widerstands im Alltag häufig unsichtbar bleiben. Wie können wir sie an die Oberfläche bringen? Und welche feministischen und kollektiven Praxen lassen sich daraus entwickeln?
Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und als Podcastreihe auf dem freien Radiosender Orange 94.0 ausgestrahlt. Gefördert durch das Frauenservice Wien (MA 57) und die Österreichische Gesellschaft für Geschlechterforschung (ÖGGF)