organisiert von: ÖH Uni Wien
Location: tba

Über fünfundsiebzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung vom Nationalsozialismus durch die alliierten Streitkräfte gibt es so viele wissenschaftliche und literarische Werke, zahlreiche filmische Produktionen, Tausende von Arbeiten sind zu diesem Thema erschienen. Zu oft allerdings wurde der Nationalsozialismus als Idee einiger Bestien, einiger Wahnsinniger abgetan. Zu selten wurde die Konstitution des NS-Regimes als Zustimmungsdiktatur erörtert, zu selten wurde die Gesellschaft in den Blick genommen. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die (Mit)-Verantwortung der Österreicher:innen -noch mehr als die der Deutschen- an den nationalsozialistischen Verbrechen lange verdrängt wurde, lange unthematisiert und nicht behandelt verblieb.

Gerade in Österreich war man allzu lange nicht müde geworden sich kollektiv wie individuell, staatlich wie familiär als Opfer zu inszenieren. Nahezu gebetsmühlenartig wiederholte man den immergleichen Satz: „Wir haben von allem nichts gewusst“. Tatsächlich wütete der Antisemitismus in Wien und Österreich aber schon lange vor dem sogenannten „Anschluss“, schon lange vor März 1938. Pogromartige Zustände folgten der Machtübernahme der Nationalsoziasten in der nunmehrigen „Ostmark“. Antisemitische Gesetze wurden verabschiedet, Jüdinnen und Juden beraubt und enteignet, sie wurden aus dem öffentlichen Leben verdrängt, auf offener Straße beleidigt, angefeindet und angegriffen. 

Die Gewalttaten gipfelten vorerst im Novemberpogrom. Die Zeitungen -keineswegs der „Völkische Beobachter“ allein- waren voller antisemitischer Artikel. Von geheimen Vorgängen, die man versuchte der Gesellschaft und der Bevölkerung gegenüber im Verborgenen durchzuführen, kann keine Rede sein. Die Übergriffe und Gewalttaten waren auf der Straße zu sehen. Wie aber schlägt sich der Pogrom der Novembertage des Jahres 1938 im Rundfunk nieder? Inwiefern ist das Radio derart bedeutend für die Entstehung und Etablierung der Volksgemeinschaft? Der Vortrag möchte die mediale Niederschlagung des Novemberpogroms in Schrift und mehr noch im Rundfunk untersuchen und analysieren. Ist die Floskel nach dem Nichtwissen -schon anhand dieser Quellen- haltbar?