organisiert von: Gruppe für organisierten Antifaschismus [wien]
Location: Nestroyplatz, 1020 Wien
Url: https://gfoa.noblogs.org/post/2025/04/03/nazis-raus-aus-dem-zweiten-2/

Gottfried Küssel ist einer der wichtigsten Neonazis in Österreich. Er ist seit den späten 70er Jahren in der rechtsextremen Szene aktiv und wurde wiederholt wegen NS-Wiederbetätigung und Verhetzung zu Haftstrafen verurteilt. Er und sein Umfeld war und ist maßgeblich an neonazistischen Gruppen und dem Aufbau ihrer Netzwerke beteiligt. Besonders grotesk an der Niederlassung der Küssels, Budins sowie weiterer Neonazis im 2. Bezirk ist, dass sie sich damit mitten in einem von jüdischem Alltagsleben geprägten Grätzl sesshaft gemacht haben. Laut Eigenaussagen wollen die Küssels mit ihrer dortigen Niederlassung zeigen, dass sie ihren Antisemitismus überall ausleben können und ihre Vernichtungsfantasien gegenüber Jüdinnen und Juden direkt in deren Umfeld austragen können.

Es ist aber wichtig, nicht den Fehler zu machen, das Problem nur auf eine Person bzw. einen kleinen Personenkreis zu beschränken und die enge Vernetzung der Wiener Neonazi-Szene zu verkennen. Das “Küssel-Haus” dürfte nämlich in diesem Zusammenhang ein zentraler Ort zur Rekrutierung und Organisierung für die lokale Neonazi-Szene sein. 

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Demonstration der neofaschistischen “Identitären”, die am 21.02.2025 in der Wiener Innenstadt stattfand. Diese wurde als “Trauermarsch” für das Opfer des islamistischen Terroranschlags in Villach sechs Tage zuvor inszeniert. Tatsächlich zeigte der Neonazi-Aufmarsch die Instrumentalisierung einer schrecklichen Gewalttat für die Verbreitung ihres rassistischen Weltbildes. Wie Bilder des “Presseservice Wien” belegen, wurde auf der Demonstration erneut die Vernetzung der militanten Neonazi-Gruppen untereinander und mit ihrem parlamentarischen Arm, der FPÖ, sichtbar. Im Anschluss an die Demonstration fuhren Mitglieder der “Tanzbrigade” und “Division Wien” zum Haus an der Lichtenauergasse 4. Dort befindet sich ein Zugang zum Wohnhaus der Küssels in der Unteren Donaustraße 39. 

Im weiteren Verlauf des Abends wurde am Nestroyplatz gegen 23 Uhr eine Gruppe von 15 Personen, die einen Geburtstag feierte, auf ihrem Weg in die nächste Bar von ca. 12 Neonazis angegriffen (Zeit Online berichtete am 02.04.2025 über diesen Vorfall). Laut Zeit Online konnten einge der Angreifer als dieselben Neonazis, die zuvor bei der “Identitären”-Demo waren, identifiziert werden. Wir konnten wiederum verifizieren, dass die selben Neonazis die zuvor bei der “Identitären”-Demo fotografiert wurden später im “Küssel-Haus” feierten. Von dort ist wohl auch der Angriff ausgegangen. Obwohl die angegriffene Gruppe laut Eigenaussagen nicht auffällig aufgetreten und auf keine Weise als “links” erkennbar gewesen sei, wurde sie von den Neonazis als “Scheiß Antifa” beschimpft und heftig angegriffen. Die Faschos übten brutale Gewalt aus; fünf von ihnen sollen gleichzeitig auf eine am Boden liegendes Person aus der Geburtstagsrunde eingetreten haben. Mehrere Personen wurden nach diesem Muster attackiert und mussten im Krankenhaus behandelt werden. 

Der 2. Bezirk und insbesondere das Haus in der Unteren Donaustraße 39 als Ort der erhöhten neonazistischen Aktivität stellt eine Bedrohung für uns alle da. Insbesondere für jene Menschen, die nicht in das faschistische und menschenverachtende Weltbild der Neonazis passen, wie Jüdinnen und Juden, Queers, People of Color, aber auch linke Personen, sind die hier wohnhaften Nazis eine konkrete Gefahr. Ein weiteres Beispiel dafür ist auch ein antisemitischer Übergriff am 30.11.2024. Im Anschluss an eine rechte Demonstration in der Innenstadt griffen mehrere Neonazis aus dem Umfeld der “Tanzbrigade” im 2. Bezirk einen orthodoxen Juden an und schlugen ihm seinen Schtreimel (Kopfbedeckung) vom Kopf. Der Angriff auf die Geburtstagsfeier am 21.02.2025 zeigt allerdings auch, dass potenziell alle, die “zur falschen Zeit am falschen Ort” sind, zu Zielen solcher Gewalttaten werden können. Denn auf menschenverachtende Worte und Ideologie folgen immer Taten. Aktive Gewalt prägte seit jeher das Denken und Handeln der Gruppen rund um Gottfried Küssel. 

Die Folgen der ungestörten Vernetzung von Neonazis im 2. Bezirk sehen wir an der Häufung rechtsextremer Gewalttaten und Angriffen in letzter Zeit, die von einer erschreckenden Willkürlichkeit und Brutalität geprägt sind. Selbst derStandard schrieb am 23.01.2025 von einer “Welle rechtsextremer Übergriffe in Wien” und von einer jungen und gewaltbereiten “neuen Neonazi-Generation”. 

Im Monat März wurden die organisierten Angriffe auf homosexuelle Menschen in ganz Österreich, in die Mitglieder aus dem Umfeld der rechtsextremen Gruppen “Tanzbrigade” und “Division Wien” maßgeblich involviert waren, öffentlich. Die Medien verschweigen in ihren Berichten und mit der Verwendung des Begriffes der “Hasskriminalität” vielfach die politische Dimension der Taten. Doch wir können aufgrund der offensichtlich neonazistischen Täter hinter diesen Angriffen und der queerfeindlichen Motivation klar erkennen, was diese Angriffe sind: Rechter Terror! 

Deshalb ist es umso wichtiger, uns als Antifaschist:innen zu vernetzen und gemeinsam gegen den erneut erstarkenden Faschismus auf die Straße zu gehen. Wir müssen die neonazistischen Kräfte im Bezirk und überall aktiv bekämpfen und ihnen entgegenstehen. Eine gemeinsame Gegenoffensive ist umso stärker, wenn wir viele sind. Also kommt am Donnerstag den 17.04. um 18:30 Uhr zum Nestroyplatz mit uns zu einer Demonstration durch den 2. Bezirk! Wir wollen die Nazis daran erinnern, dass für sie hier kein Platz ist!

Egal ob Küssels, “Identitäre”, “Tanzbrigade”, “Division Wien”, oder FPÖ: Wir geben euch keinen Fußbreit - Nazis raus aus dem Zweiten! Küssel enteignen! Alerta Antifascista!