Queer History Day 2015
Nach dem erfolgreichen Probelauf im letzten Jahr findet am 17. Jänner 2015 der 2. Queer History Day (QHD) mit Vorträgen und Workshops im Tagungszentrum der Aidshilfe Wien, Mariahilfer Gürtel 4, 1060 Wien, statt.
Der QHD ist ein niedrigschwelliges Angebot, sich mit der queeren Geschichte der Stadt auseinanderzusetzen. Aus diesem Grund sind neben Historiker_innen, Lehrer_innen und Studierenden auch historisch Interessierte zur Teilnahme eingeladen. Ein wichtiger Bestandteil der Vermittlungsarbeit, die der QHD leisten will, ist dabei der Umgang mit historischen Quellen, der in den die Vorträge begleitenden Workshops erarbeitet wird. Der QHD besteht aus zwei großen Blöcken, kurzen max. 20-minütigen Vorträgen sowie den dazugehörigen Workshops, in denen die Themen eingehender behandelt werden. Anhand von Quellenmaterial, das in den Workshop-Runden analysiert und diskutiert wird, erfolgt eine tiefergehende Erarbeitung des Themas.
Auch diesmal ist der QHD an eine Lehrveranstaltung der Universität Wien angebunden: Grundkurs Fachdidaktik am Institut für Geschichte, Leitung: Christopher Treiblmayr und Andrea Brait
Dadurch hat der QHD 2015 mit zwei Vorträgen und Workshops einen stark praxisbezogenen Teil für (angehende) Lehrer_innen. Neben der Zusammenarbeit mit der Universität Wien sind weitere Institutionen und Gruppen aus dem Bildungsbereich Kooperationspartner_innen des QHD 2015:
– EfEU - Vereins zur Erarbeitung feministischer Erziehungs- und Unterrichtsmodelle
– Ausgesprochen! Verein für LGBTI-LehrerInnen in Österreich
– EDUqueer, eine weitere Gruppe von LGBTI-LehrerInnen, die sich vor allem zum Erfahrungsaustausch zusammen gefunden hat.
Darüber hinaus kooperiert der QHD 2015 mit der Österreichischen Liga für Menschenrechte. Im Vorfeld des QHD 2015 präsentieren wir gemeinsam mit der Liga am 14. Jänner 2015 im Gugg, Heumühlgasse 14, 1040 Wien, die Fotoausstellung LA LA LIFE – ein Report über Liebe zwischen Resignation und Protest von Fabian Weiss. Die einfühlsame Fotoreportage über lesbisches Leben in China wurde mit dem CNN Journalist Award 2013 prämiert. Die Ausstellungseröffnung wird durch die Vizepräsidentin der Liga für Menschenrechte Mag.a Therezija Stoisits erfolgen.
Vorträge und Workshops:
Teilnahme kostenlos; Anmeldung erforderlich unter qhd@qwien.at
Zwischen Freundschaft, Körperlichkeit und Sexualität: die Briefe Isabellas von Parma an Marie Christine von Habsburg
Gleichgeschlechtliche Freundschaftsbeziehungen des 18. Jahrhunderts bewegten sich mit ihren intimen und zum Teil erotischen Aspekten im gesellschaftlich angesehenen Bereich und konnten als wichtiges identitätsstiftendes Moment dienen. Eine Verortung der Briefe Isabellas von Parma an Marie Christine von Habsburg in Konzepten der „Freundschaft“ und „Sexualität“ des 18. Jahrhunderts.
Vortrag und Workshop mit Auszügen aus den Originalbriefen: Virginia Hagn, BA, Mitarbeiterin des Zentrums QWIEN
Weibliche Homosexualität vor Gericht
„Karoline M. ist schuldig, […] durch Abtasten des Oberkörpers der Johanna W. und Abgreifen ihrer Brüste mit einer Person desselben Geschlechts Unzucht wider die Natur getrieben zu haben.“ Weibliche Homosexualität, wie auch männliche, wurden in Österreich spätestens ab der Frühen Neuzeit bis 1971 strafrechtlich verfolgt. Das NS-Regime verschärfte die Vorgehensweise dramatisch verglichen mit der Entwicklung in den 150 Jahren davor. Dabei wird in der Forschung und der LGBTI-Community diskutiert, inwieweit lesbische Frauen von dieser Verschärfung betroffen waren.
Dieser Frage widmet sich der Vortrag und der Workshop mit Auszügen aus Originaldokumenten: Mag. Johann Kirchknopf, Univ.-Ass. am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien und Mitarbeiter des Zentrums QWIEN
Homosexuellenrechte als Menschenrechte. Zum Engagement der Österreichischen Liga für Menschenrechte für Homosexuelle
In gegenwärtigen Debatten erscheint die Anerkennung von LGBTI-Rechten als Menschenrechte zunehmend akzeptiert. Über viele Jahrzehnte war die 1926 gegründete Liga für Menschenrechte jedoch die einzige Organisation in Österreich, die sich für die Propagierung und Wahrung dieser Rechte einsetzte. Wie gezeigt werden soll, war diese Facette der Arbeit der ältesten Menschenrechtsorganisation Österreichs aber vereinsintern keineswegs immer unumstritten.
Vortrag und Workshop mit Auszügen aus Originaldokumenten: MMMag. Dr. Christopher Treiblmayr, Univ.-Ass. am Institut für Geschichte der Universität Wien
Thematisierung „queerer L(i)ebensformen“ in der Schule
Schauplatz Volksschule: Die Direktorin erzählt, dass schwul als Schimpfwort verwendet wird, parallel dazu wird im Unterricht über Conchita Wurst gesprochen und darüber, dass ein Kind, dem das Geschlecht Mädchen zugewiesen wurde, sich als Bub sieht/fühlt, bereitet v.a. den Eltern Schwierigkeiten (und nicht den anderen Kindern oder den Lehrer_innen). Im Vortrag und im Workshop möchte ich auf die Gleichzeitigkeit von Abwertung und Selbstverständlichwerden „queerer“ L(i)ebensformen in der Schule eingehen und Materialien / Methoden vorstellen, verschiedene L(i)ebensformen gleichwertig zu präsentieren und Diskriminierungen entgegenzuarbeiten.
Vortrag und Workshop: Mag.a Renate Tanzberger, Obfrau des Vereins zur Erarbeitung feministischer Erziehungs- und Unterrichtsmodelle – kurz EfEU
Ausgesprochen bunt: „Elmar, der Regenbogenfisch & ich“. Erfahrungen von LGBTI Lehrerinnen und Lehrern
In den Gängen von Schulen –vorzugsweise von Volksschulen – tummelt sich an den Wänden allerlei Getier: Elmar, der Elefant; der Regenbogenfisch oder auch das Chamäleon Kunterbunt. Gemeinsam ist diesen Tieren die ausgesprochene Diversität und die erzählte vorzügliche Betonung der zu respektierenden und gewinnbringenden Vielfalt. Dem gegenüber steht im zentralen Gefüge der Schule die Lehrerin, der Lehrer in einem sensiblen Geflecht aus Anspruchsgruppen: Schülerinnen und Schüler, Erziehungsberechtigte, Direktion und Schulhierarchie. Erstaunt ließe sich die Frage stellen, ob im spiegelnden Kontext der Lehrerinnen- und Lehrerebene die Vielfalt und Diversität im Bilderbuch vor allem dem Respekt vor einer normierten und gleichlautenden Mehrheit gewichen sind.
Der Vortrag möchte sich in dieses skizzierte Spannungsfeld begeben und von den Erfahrungswirklichkeiten von LGBTI Lehrerinnen und Lehrern erzählen. Dabei soll eine Entwicklung von individuellen Eindrücken auf eine zu reflektierende Metaebene gedacht werden. Ergänzend dazu werden Lösungsvorschläge diskutiert, die auf der Ebene der Schulhauskultur zur Entfaltung kommen können, um die Dimensionen der Antidiskriminierungsrichtlinien am Arbeitsplatz sichernd zu berücksichtigen.
Im Workshop sollen die vorgestellten Aspekte vertieft werden, indem gemeinsam Konzepte zur Implementierung von LGBTI als Teilaspekt der diskriminierungsfreien Zone Schule gedacht und diskutiert werden.
Vortrag und Workshop: Dipl. Päd. Markus Pusnik, BEd, BA, Verein Ausgesprochen! Workshop in Zusammenarbeit mit eduqueer.