Location: Hauptbücherei Wien, Urban-Loritzplatz 2a, 1070 Wien
Url: http://www.buechereien.wien.at/de/programm/veranstaltungskalender/3124

Drei Vorträge und anschließende Podiumsdiskussion von Jeanne Wolff Bernstein (Psychoanalytikerin, Filmkritikerin), Helmut Dahmer (Soziologe) und Sama Maani (Autor, Psychoanalytiker).

In den 1930ern gingen junge Menschen aus aller Welt nach Spanien, um gegen die von Mussolini und Hitler unterstützen Faschisten zu kämpfen. Heute gehen junge Menschen aus aller Welt in den Irak und nach Syrien, um in einem Religionskrieg Andersgläubige abzuschlachten und Kulturgüter zu zerstören. Als Religionskrieg zwischen „Moslems“ und „Juden“ nehmen wir auch den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern wahr, längst nicht mehr als Krieg zwischen dem israelischen und dem palästinensischen Nationalismus. In Europa hingegen war und ist die Wiederkehr des Nationalismus - im Jugoslawienkrieg der 1990er Jahre und aktuell im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland - mit Prozessen des zivilisatorischen Rückschritts verbunden. Vor dem Hintergrund dieser Befunde drängt sich die Frage auf, ob wir - wieder einmal - Zeugen einer Umkehr des Zivilisationsprozesses sind. So wie es laut unseren Schulbüchern etwa beim Übergang von der Spätantike ins Frühmittelalter der Fall war.

Jeanne Wolff Bernstein, Lehranalytikerin und Lektorin an der Sigmund Freud Universität/Wien und an der New York University, Post-Doctoral-Program. Sie hat bis 2010 in San Francisco/Berkeley als Psychoanalytikerin gearbeitet und am Psychoanalytic Institute of Northern California unterrichtet. Publikatonen über Psychoanalyse, Kunst, Film und Fotografie, sowie über Jacques Lacan. 2008 war sie Fulbright Fellow am Sigmund Freud Museum, Wien.

Helmut Dahmer, geboren 1937, studierte Soziologie und Philosophie bei Helmuth Plessner, Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas. 1968-1992 redigierte er die psychoanalytische Monatszeitschrift Psyche. 1984 gehörte er zum Gründungsbeirat des Hamburger Instituts für Sozialforschung. 1974-2002 lehrte er Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt. Seit 2002 lebt er als freier Publizist in Wien. Publikationen: Libido und Gesellschaft (1973, 1982); Pseudonatur und Kritik (1994); Soziologie nach einem barbarischen Jahrhundert (2001); Divergenzen (2009); Die unnatürliche Wissenschaft (2012); Interventionen (2012).

Sama Maani, geboren in Graz, Studium der Medizin in Wien und der Philosophie in Zürich. Lebt als Autor und Psychoanalytiker in Wien. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften (u.a. kolik und wespennest) und Anthologien. 2004 Preis des Literaturwettbewerbs schreiben zwischen den kulturen. 2007 österreichisches Staatsstipendium für das Romanprojekt Ungläubig (Drava). 2015 wird der Essayband Warum wir fremde Kulturen nicht respektieren sollten - und die eigene auch nicht - ebenfalls bei Drava - erscheinen.

In Kooperation mit dem Politischen Salon und dem Verein Literatur und Theorie.