Österreichs Migration und Migrationspolitik
Migration ist ein politisches Dauerthema. Gerne gleich in der Form einer Frage von “unser aller Sicherheit”, wofür bei Bedarf der passende Anlass gefunden wird. Von der Drogenkriminalität bis zum Familiendrama schließen Politiker quer durch das demokratische Spektrum den Migrationshintergrund dingfest gemachter Täter mit der Tat in einer dreist-absurden Weise zusammen, die offenbar ins geistig-moralische Repertoire ihres Berufsstandes gehört.
Migration gilt aktuell als Problem für „unsere Sicherheit“, generell als Gefahr für ein Ding namens „unsere Kultur und Identität“. Das darf sie auf keinen Fall sein, wofür die Politik endlich zu sorgen hat; darüber besteht Einigkeit. Und gleichzeitig wird ebenfalls ziemlich einhellig beteuert, dass Migration, eben nützliche, selbstverständlich auch weiterhin sein muss: „für unseren Standort“, „für unseren Wohlstand“, irgendwie auch für „unsere Zukunft“ und diese Dinger.
Beteuerungen dieser Art sind eigenartig. Sie unterstellen nämlich erstens bei denen, an die sie sich richten, den Glauben, letztlich und eigentlich wäre es ein großes Privileg, dieses Land als „Heimat“ bewohnen zu dürfen, die man sich darum eigentlich nicht mit Fremden zu teilen braucht; um sie aber zweitens mit Verweisen auf den Nutzen, den sie als Österreicher von den Leistungen der Migration haben, mit der dauerhaften Anwesenheit von Fremden zu versöhnen.
Weder beim Stolz auf ein „Wir“, das eigentlich keine Fremden verträgt, noch bei der verordneten Duldung der Fremden als Nützlinge für „uns“ darf es die so angesprochenen Österreicher irritieren, dass „ihre Heimat“ für sie mehrheitlich exakt die öden Rollen vorsieht, in denen sie dann, wenn überhaupt, auch ihren 30% Zeitgenossen „mit Migrationshintergrund“ begegnen: auf dem Arbeitsmarkt, auf dem Wohnungsmarkt, in den Wartelisten bei staatlichen Ämtern und bei Kassenärzten …
Darum kümmern sich engagierte, volksfreundliche Politiker, die auch für die regelmäßig in Hass umschlagende Xenophobie ihres Volkes ein offenes Ohr haben. Die organisieren also beides: die Migration und die Lebendigkeit eines patriotischen Herr-im-Haus-Standpunkts, der mit Migration immer so schlecht zurechtkommt. Für beides haben sie ihre Gründe. Die erklärt der Vortrag.