Erik, der Kolporteur – Lesung mit M6services
Erik, der Kolporteur erzählt die Geschichte zweier Revolutionäre, die tief in der Gebärdensprache verwurzelt sind: Erik Twilke, der Protagonist, ist schwerhörig und sein Neffe Keno Uebelacker, der ihm nicht von der Seite zu weichen wagt, ist ein CODA (Child of Deaf Adults) – ein Kind Tauber Eltern. Ein gescheiterter Mordkomplott und eine Kamera sind die Initiatoren für eine Flucht vor dem Rachegeyst, eine abgespaltene Manifestation der hasserfüllten, durchtriebenen, kleinbürgerlichen Mordmission an Keno - seines Anti-Egos. Geweckt von der Angst, gerettet von Lucy, einer überirdischen Gestalt, beginnen Erik und Keno eine wilde Irrfahrt, in einem Taub-sozialistischen Fax-Gerät durch Raum, Sprache, Zeit und Klasse. In 36 Faxen, ausgespuckt von eben jenem Fax-Gerät, verbreiten sie agitatorisch und kolportierend, marktschreierisch und aufrüttelnd, revolutionäre Schriften in die Welt. Dabei bedienen sie sich ihrer eigenen Geschichte, der Geschichte der Gebärdensprachkultur, der Arbeiter:innenbewegung und versuchen aus der Perspektive der Tauben Leute und des Lumpenproletariats die Menge anzustacheln.
Zum Autor M6services ist die Kunstpersona von Marco Bötsch (*1995 in Würzburg), einem Kind Tauber Eltern (CODA). Erklärtes Ziel des Gesamtwerkes M6services‘ ist es, nicht nur die Deutsche Gebärdensprache und ihre Beziehung zur Deutschen Laut- und Schriftsprache zum ständigen Gegenstand zu haben, sondern auch nach der Beziehung der Gebärdensprachkultur zur sozialistischen Weltbewegung zu fragen.