Film & Diskussion "Dell'arte della guerra"
// Screening des Dokumentarfilms “Dell’arte della guerra”, Buch/Regie: Luca Bellino, Silvia Luzi (Italy / United States 2012, DCP / color, OmeU, 85 Minuten) // Anschließende Publikumsdiskussion mit den Filmemacher*innen Luca Bellino und Silvia Luzi, Moderation: Lisa Bolyos, Daniela Koweindl
Ginge es nach den Plänen der Unternehmensleitung, wäre INNSE längst ein weiteres Beispiel für das Fabriksterben in den kapitalistischen Zentren Europas. Doch die INNSE-Arbeiterinnen kämpfen fünfzehn Monate lang gegen die Auflassung des Standorts an der Mailänder Peripherie. Zuerst mit Selbstverwaltung des Betriebes, dann mit Belagerung der Straßen vor dem Fabrikgelände, zuletzt mit der Besetzung von vier Kränen. “Die Arbeiterinnen sind zu ihrer eigenen Gewerkschaft geworden“, resümiert einer der Arbeiter im Interview mit den Filmemacher*innen.
Luca Bellino und Silvia Luzi haben den selbstorganisierten Arbeitskampf begleitet - und versucht, zu unterstützen. Doch das war schwieriger als gedacht. “Wir haben darum gekämpft, dabei sein zu dürfen, denn die erste Reaktion war: Ihr seid keine Arbeiter*innen”, beschreibt Silvia Luzi die Lage zur Zeit der Kranbesetzungen. “Erst nach einiger Zeit, als sie bemerkten, dass wir Tag und Nacht bei ihnen bleiben, sagten sie, ok, wir reden mit euch. Ohne Kamera, aber immerhin.”
“Dell’arte della guerra” ist ein Dokumentarfilm über einen aktuellen, unabhängig geführten Arbeitskampf in der metallverarbeitenden Industrie. Die Arbeiterinnen reflektieren darin nicht nur ihre eigenen Rollen und Strategien sowie jene der (abwesenden) Institutionen, sondern auch ihren lebenslangen Kampf als Arbeiterinnenklasse - der nach dem eigenen Erfolg mit solidarischen Maßnahmen für andere Arbeitskämpfe fortgeführt wird.
Silvia Luzi und Luca Bellino sind junge unabhängige Filmemacherinnen aus Rom, die sich mit der Geschichte der Arbeiterinnenbewegung in Italien und ihrem Verhältnis zu anderen sozialen Bewegungen auseinandersetzen. Die Filmemacher*innen bezeichnen sich selbst als “Kinder der Ära Berlusconi”, von der es sich erst mal zu emanzipieren gilt, um eine gesellschaftspolitische Positionierung zu finden. Der Film “Dell’arte della guerra” wurde mehrfach ausgezeichnet.
// Mehr Infos zum Film sowie zu einem Interview mit den Filmemacher*innen unter: http://cafe.prekaer.at/prekaercafe-empfiehlt-dellarte-della-guerra/
// Hinweise zur Zugänglichkeit: Beim Eingang zum Depot gibt es eine Stufe (stufenloser Zugang über das Haustor nebenan möglich), die Innenräume sind ebenerdig. Die Toiletten sind zu eng für Rollstühle. Die Räumlichkeiten sind rauchfrei. Der Eintritt ist frei.